Dienstag, 29.4.08

Heute wollen wir zum Schloss Dracula nach Schenkendorf bei Königswusterhausen. Über die A13 gehts flott 70 km bis zur Ausfahrt Mittenwalde, kurz vor Berlin, und in Schenkendorf finden wir gleich ein großes Plakat mit dem Hinweis aufs Schloss und auch den dazugehörigen Parkplatz.

  

Leider ist das Tor verschlossen, denn wie uns eine Anwohnerin erzählt, sind sich die Erben uneinig und das Anwesen verkommt. Der Weg war also umsonst. Nun fahren wir wieder zurück nach Lübben, aber diesmal über die B 179. Sie führt durch eine weite Heidelandschaft mit kleinen Dörfern quer durch den Acker. Sehr schön, Friede-Freude-Eierkuchen-Gegend. 
Dann wird die das Land immer feuchter, links und rechts der Straße sind kleine Seen, und viel Weideland bzw. auch wieder nasse Wiesen, also Spreewaldgebiet. In Leibsch biegen wir ab Richtung Krausnik, und über eine üble schmale Straße gehts holprig durch altes Militärgelände, in dem die überall herumstehenden Kasernen zu kleinen Steinchen verschreddert werden, zum berühmten Tropical Island. Es ist die größte tropische Freizeitwelt in Europa und befindet sich in der ehemaligen Cargolifter-Werfthalle, der größten freitragenden Halle der Welt. Irgendwie begegnen uns hier in der Gegend immer wieder die Begriffe "größtes, längstes, schiefstes oder tiefstes der Welt". 

  

Baden wollen wir nicht, aber angucken wollen wirs schon.

  

Das Monstrum leg ich ab unter: Dinge, die die Welt nicht braucht. 25 € Eintritt sind ganz schön viel. Außerdem liegt das Monster in einer wenig attraktiven Gegend,

  

und die Leute aus dem Umland kommen mit Sicherheit nicht zur Erholung hierher, obwohl die Schöpfer viele Fahrradständer für diese Leute eingeplant haben. Die Berliner kommen bestimmt auch nur jeder einmal. Nun gut, Wissenslücke gefüllt, wir habens gesehen, und fahren lieber in einen Center-Park, wenn wir sowas mal dringend brauchen, was ich nicht hoffe.
Wir fahren weiter zum nächsten Ziel auf meinem Zettel, zur Straußenfarm nach Kasel-Golzig, nördlich von Luckau.

  

Prima, Dienstag Ruhetag. Heute haben wir echt ins Klo gegriffen. Wir suchen nun den Weg über weiße kleine Sträßchen nach Lübben, denn das wollen wir auch noch sehen. Aber wahrscheinlich sind wir von der romantischen Gegend ums Schloss Lübbenau herum verwöhnt, denn die Stadt ist recht groß, viel Verkehr, und sagt uns garnix, obwohl der Stadtkern ganz nett restauriert ist, aber für unser Empfinden nicht lebt.

  

  

Ein Stück der Stadtmauer und das Nachtwächterquartier.

Damit wir nicht ganz umsonst in der Gegend herumfahren, gehts nun nach Raddusch, zur Slawenburg, ein wenig Kultur tanken.

  

4,50 € Eintritt, und nicht wie im Prospekt 3 €, aber egal, wir wollen rein.

In der beeindruckenden Doppelmauer, also dem Ring, der die Burg darstellt, und in dem wohl damals die Leute gehaust haben, denn der Innenhof ist leer, ist ein Museum untergebracht, das die Geschichte erklärt. Im Schnelldurchgang bringen wirs hinter uns, denn alte Scherben sind nicht unser Ding, wohl aber dieses imponierende Bauwerk an sich.

  

Es wurde originalgetreu nachgebaut und besteht aus einer Konstruktion von Baumstämmen, längs und quer, die mit Lehm verschmiert wurden. Bei der Rekonstruktion wurde allerdings zusätzlich innen Beton verbaut, sonst wäre wohl auch das sehr moderne, mit LCD-Bildschirmen bestückte Museum im Zwischenraum der Doppelmauer nicht möglich gewesen. 

  

Ich überwinde sogar meine Höhenangst, denn mit Treppen aus Gitterrosten, bei denen man bis ganz nach unten gucken kann, hab ich ein wenig Probleme. Aber ich habs getan und bin oben auf dem Kranz der Burg einmal rundherum gegangen.

Die Gucklöcher sind alle beschildert, wobei die Archäologen unser Frankfurt Richtung Hannover angesiedelt haben. Ist wohl ne andere Baustelle, und für andere Wissenschaftler.

Nächstes Ziel und gedachter Übernachtungsplatz ist das Spreewaldinseldorf Leipe. Wir fahren also über Raddusch über eine schmale Straße, die an der Seite tief gefurchte Sandseitenstreifen hat, durch eine herrliche Spreewaldgegend zum Spreewaldhof Leipe. Bei jedem entgegenkommenden Fahrzeug muss Peter seitlich in den Sandstreifen, der teilweise 30-50 cm tief ausgefahrene Löcher hat. Anstrengend. Aber das Dorf Leipe ist wunderschön in der Natur gelegen, die Häuser ein wenig abseits der Straße, überall Wassergräben, und schwarze Baumstämme mit maigrünen Blättern bestimmen das Bild. Romantisch. Der Spreewaldhof ist der letzte Hof im Ort und sehr einladend.

Leider habe ich keine Bilder gemacht, aber echt sehenswert.

Mist, leider wieder mal Pech gehabt, denn hier leben zwei große freilaufende Hunde, die sich über jeden tierischen Gast noch tierischer und außerdem laut bellend freuen und auf ihn zu stürmen. Hier würde unser Spätabendgassi problematisch werden. Und auch jetzt müssten wir unsern Rüpel für den Rest des Tages im Womo einsperren. Nix für uns und unsern Bruno, der sein Heim verteidigt, aber schönes Fleckchen Erde, direkt am Wasser, und diesen Platz können wir jedem empfehlen, der keinen Bruno dabei hat.

Der Stellplatz am Fährhafen Leipe wäre nun unser Ausweichplatz gewesen, aber er ist eher öde, trist und einsam, durch Hecken irgendwie abgeschottet. Weiter gehts nach Vetschau-Naundorf, zum Stellplatz beim Gasthaus Storchennest. Und nun ratet mal.... Heute Ruhetag! Außerdem kein wirklicher Stellplatz, sondern ein kleiner schiefer Parkplatz für 3-4 PKWs. Aber wir können nun sagen, dass die Strecke über Vetschau für die Anfahrt zu dem schönen Dörfchen Leipe einfach die bessere ist, als über Raddusch, denn hier ist es eine normale Straße.

Inzwischen sind wir leicht genervt und auch etwas enttäuscht, haben aber keine Lust, nochmal für teure 25 € auf dem CP in Lübbenau zu schlafen, denn morgen wollen wir ja weiter und brauchen die Annehmlichkeiten eines Campingplatzes nicht. Am Bahnhof Lübbenau gibts aber einen Stellplatz, und für 3 € laut Bordatlas schlafen wir gern eine Nacht ohne Strom und mit der Bahn und der Bundesstraße.

Als wir ankommen denken wir: klasse, der Platz hat sogar Strom, und ist nicht geschottert, wie im Bordatlas beschrieben, sondern bretteben und frisch gepflastert, und eine V+E gibt es auch. Nachdem die Antenne stimmt und ich den Spreewald-Spargel auf dem Herd habe, geht Peter mit unsrer Münzsammlung zum Automat. Überraschung! Stolze 10 € kostet der Platz inzwischen. Heut ist wohl nicht wirklich unser Tag, und wir trösten uns bei einer Flasche Rotkäppchen und Hasseröder.

 

Mittwoch, 30.4.08

Heute haben wir früh ausgeschlafen - die Bundesstraße ist halt deutlich zu hören - und sind pünktlich um 9:00 auf dem Weg nach Kasel-Golzig zu den Straußen.
Hier bekommt Bruno als erstes gezeigt, wer das Sagen hat. Nachdem ein Strauß ihn angefaucht hat, bringen wir unser am Boden kriechendes Nervenbündel ins Auto zurück. Nun können wir in Ruhe die Straußenfarm genießen. Hier leben die Tiere in einer Art Familienverband in einzelnen Gehegen zusammen, allerdings herrscht hier Vielweiberei, wie auf dem Hühnerhof.

Die so gezüchteten jungen Strauße werden geschlachtet, bevor sie ein Jahr alt sind, sonst wird das Fleisch zu trocken.

Zu sehen sind zu dieser Jahreszeit nur die Zuchttiere, von denen die Hennen alle zwei Tage ein Ei legen, dessen Inhalt dem von 30 Hühnereiern entspricht.

  

 

Der Hahn ist prächtig schwarz-weiß, und der leuchtend rote Schnabel und die roten Beine zeigen, dass er paarungswillig ist. Ja, so sind die Kerle. 
Die Hennen sind eher farblos und unscheinbar. Und gefährlich sind nicht die Schnäbel der neugierigen Vögel, die gern mal nach einer Brille oder dem Fotoapparat picken, sondern die kräftigen Beine. Der Strauß hat daher in der freien Wildbahn keine natürlichen Feinde, denn ein einziger gezielter Tritt, und Ruhe ist.  

Während wir nach der Besichtigung vor dem Farmhaus einen Cappuccino genießen wollen, legt sich plötzlich eine Henne hin, legt den langen Hals auf den Boden und klappert mit dem Schnabel. Sieht aus, als wäre sie schlimm krank und würde gleich abkratzen. Schnell eilt ihr Gatte herbei und kümmert sich liebvoll um sie.

  

Schnabelklappern, Grunzen, Fauchen, Stöhnen, die Hälse werden hin und her geschleudert, und nach wenigen Minuten ist die Henne wieder gesund und der Hahn trabt davon,

  

während sich die Dame erst noch die Federn zurechtschüttelt.

Nachdem wir zufällig live einen Teil der Straußenzucht miterleben durften, bekommen wir nun einen Film über den Rest gezeigt. Und da die Eier nicht alle ausgebrütet werden, gibts im Laden natürlich jede Menge Eier, Schalenteile und sonstige Souvenirs zu kaufen. Die fotografierten sind allerdings bestimmt irgendwo in Fernost gefertigt.

  

Die Sonne-Mond-und-Sterne-Lampe hätte mich schon gereizt, der Preis allerdings weniger. Ein Straußenei hab ich schon zuhause, also entscheide ich mich für einen Staubwedel, der für mich allerdings die Funktion eines Dauerblumenstraußes hat. So amortisieren sich nach kurzer Zeit auch die Kosten.
Achso, fast vergessen, die Kosten: Eintritt 2,50 €,

Cappu Riesenpott mit Schaum wie aus der Werbung, 3 €, Staubwedel-Strauß Superversion 11 €.

  

Nicht zu vergessen ist, dass die Straußenfarm auch für die lieben Kleinen etwas zu bieten hat, denn es gibt Ponys, Waschbären, Mini-Hängebauchschweine, und auch einen Streichelzoo.

Nach diesem entspannenden Vormittag machen wir uns auf den Weg nach Cottbus. Nach einer Stadtrundfahrt gehen wir ein Stündchen im Branitz-Park spazieren. Hier ist Fürst Pückler gestorben und liegt auch dort, also zäumen wir bei unsrer Tour das Pferd von hinten auf, denn erst morgen sehen wir uns seine Geburtstadt und seinen Park in Bad Muskau an.

  

  

  

Unser nächstes Ziel ist der Rhododendron-Park in Kromlau, aber wie wir schon befürchtet haben, ists in diesem Jahr  noch zu früh, denn es blühen erst wenige Sorten, und den Fußmarsch durch den weitläufigen Park können wir uns sparen. Allerdings können wir uns schon vorstellen, welche Pracht hier in einigen Tagen zu erwarten ist, denn die Büsche sind riesig und säumen als Hecken Wege und Bachläufe. Schade. 
Letztes Jahr war Anfang Mai die Blüte schon vorbei. Soviel zur Klimakatastrophe.

Bad Muskau ist nun erst mal unsere Endstation für die nächsten 2 Tage, denn wir wollen das Weltkulturerbe, den Fürst-Pückler-Park, erwandern.

Der Stellplatz  liegt am Rand des oberen Parks, kostet inkl. Dusche, WC und Strom 10 €, und der nette Betreiber gibt uns Tipps für den Einkauf auf dem Polenmarkt. Also machen wir uns auch gleich auf die Socken, bzw. über die Neiße-Brücke ins Nachbarland,

  

ins Raucherparadies. Übrigens gibts hier außer günstigem Spargel auch Nutrias zu kaufen, das Stück für 9 €.  Wir bleiben aber beim Spargel. Vielleicht kauf ich mir so eine Ratte kurz vor der Weiterfahrt, wenn mein Kühlfach leer ist.

Nun noch ein kleiner Rundgang durch Bad Muskau,

  

bei dem wir, wie überall in den Grenzstädten schon erlebt, krasse Gegensätze entdecken. 
Jetzt reichts für heute, denn wir sind beide platt, also so platt, dass uns nicht mal mehr das Hexenfeuer und die Musik der Veranstaltung aus dem Womo locken kann. Eine Hexennacht mitzuerleben, war schon immer mein Traum, aber heute geht garnix mehr. Und normalerweise hab ich gern eine Geräuschkulisse, aber grad nervt mich sogar das Bumm-Bumm und ich möcht den Musikern am liebsten die Bässe abdrehen. Egal. Jetzt ists kurz vor Mitternacht, ein Fläschchen Sekt später, und draußen ist Ruhe. Urlaub.

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