Sonntag, 27.4.08

Strahlend blauer Himmel, herrlich warm, Urlaub.
Und als wir endlich aus den Federn kommen sind rundherum schon alle abgereist. Deren Wochenende scheint zu Ende zu sein, während unser Urlaub ja rein rechnerisch morgen erst anfängt.

Wir wissen zwar noch immer nicht, wie teuer der Platz hier ist, aber es ist uns egal, denn hier passt einfach alles und wir bleiben hier. Heute machen wir uns erst mal zu Fuß auf den Weg nach Lehde. Durch einen Waldweg gehts vorbei an feuchten Wiesen und Wasserlöchern

  

  

im strahlenden Sonnenschein. Das ist Urlaub im Spreewald. Auf der Wiese steht ein Storch, während dahinter ein Reh vorbeispaziert. Leider war ich zu langsam mit meiner Knipse, aber in Lehde auf dem Feuerwehrhaus haben wir den Storch wieder getroffen. Wenn man genau hinguckt, sieht man ihn oben rausgucken, den Schnabel nach rechts.
Lehde ist ein typisches Spreewalddorf,

mit schilfbedeckten Häusern. Im Sommer treten sich bestimmt die Touris hier gegenseitig auf die Füße.

Vor dem Freilandmuseum gibts Keramik zu kaufen, aber wir verkneifens uns, denn sowas hab ich haufenweise im Keller. Peter isst nun für heute seine erste saure Gurke, dann besuchen wir das Museumsdorf.

Das Dreigenerationenbett wär nicht so unser Ding. Die waren wohl recht schmerzfrei damals. Keine Ahnung, wann und wo die Leute den Inhalt für die Kinderbettchen gemacht haben. Aber das Bettzeug der Eltern (rotkariert) ist dichter beisammen als das der Großeltern.

  

Weiter gehts durchs Dorf, bzw. die einzelnen Häuser, und hier hat Bruno Schiss vor den ausgestellten Viehchern. Nun gehts wieder zurück auf dem Campingplatz, nachdem Peter seine zweite und dritte Gurke des Tages verputzt hat.
Bruno wird jetzt im Womo eingesperrt, denn gleich machen wir eine Kahnfahrt.
Aber zuerst brauchen wir im Kahnhafen ne Fettbemme, die hier allerdings Stulle heißt.

  

So kommt Peter zu seiner vierten Gurke, und dann heißt es: alles einsteigen, ich sitz schon drin.

  

Die zweistündige Fahrt kostet 8,50 € p.P., und der Preis ist o.k. Hier passieren wir das Ortseinfahrtsschild von Lehde.

  

Da wohnt der Postkahn, und unterwegs gibts immer wieder mal einen Stand mit Spreewalderzeugnissen. Bei Bedarf bremst der Gondolieri den Kahn. Die tiefste Stelle ist wohl nur 1,50 m, und sonst kommt er mit seinem Paddel gerade mal knappe 60-70 cm rein.

  

Es ist eine schöne Fahrt, denn unser Gondolieri hat eine Stimmbandentzündung und verzichtet deshalb auf großartige Erklärungen. Wenn nun die junge Berlinerin auf der zweiten Sitzbank ebenfalls sowas gehabt hätte, wäre die Ruhe in der Natur perfekt gewesen. Aber sie schwallt ohne Punkt und Komma ihre hier getroffene Freundin, die derzeit in München lebt, mit ihrer Vergangenheit zu.

In der warmen Sonne durch die Wasserstraßen geschaukelt werden hat schon was. In Venedig haben wir für für 20 Minuten ein Vielfaches bezahlt.

Ab und zu mal einen Erpel oder den Kopf einer Wasserschlange beobachten.... schee 
Nur die plappernde Göre (23) da vorne hätte ich im Sumpf versenken können. Und als ich es so vor mich hin dachte, sprach unser Gegenüber es aus: mit so ner Tochter biste echt gestraft.

   

Wieder zurück am Kahnhafen hab ich mir ein Stück Räucherwelsfilet gegönnt, Peter ein Räucherforellenbrötchen, und vorher noch ne saure Gurke (Nr. 6 oder 7, denn bei der Kahnfahrtspause hat er nochmal 2 verputzt)

Nun haben wir Bruno aus dem Womo befreit und machen uns - dick eingesprüht - auf den Weg zum Paddelbootverleih beim Campingplatz zum Abendessen.

  

Röstl mit Zwiebeln und Spreewaldmeerrettich. Schmegge musses -  auch wenn die Garnitur nur aus Salatgurke besteht, und nicht sauer ist. Aber der frische Meerrettich hat es in sich. Zwiebelrostbraten mit Meerrettich hab noch nie gegessen und mich erst mal geschüttelt, und nachher den Schweiß abgewischt.

Übrigens haben wir inklusive 3 Flaschen Bier 16 € (ja, in Worten: sechzehn) bezahlt, und wir wären gern noch ein wenig dort sitzen geblieben, aber leider haben uns die Spreewaldmücken dermaßen nervös gemacht, dass wir nach dem Essen schnell wieder ins Wohnmobil verschwunden sind. Trotz angeblich bestem Mückenmittel gegen die Spreewaldbiester (vom Campingladen für 5.- €uro) haben wir wieder einige Stiche eingefangen, und die Plagegeister sind einfach nervig. Eine Angestellte vom CP hat heute gemeint, dass ja noch gar keine Mücken da wären. Wie schlimm muss es hier erst im Sommer sein.

Auch heute funzt unsre Sat-Anlage einwandfrei, wieder ohne Quick-Stecker, der Abend ist gerettet.

gelesen und genehmigt JPS, 21:30

 

Montag, 28.4.08

Heute müssen wir Bier kaufen, und machen uns nach dem Frühstück mit Leergut im Rucksack auf den Weg ins Städtchen. Kurz hinter der Brücke liegt rechts ein Kahn, ein alter aus Holz. Und als ich gerade überlege, ob dieser wohl in die andere Richtung, also in die freie Natur fährt, erfahren wir es. Und ruckzuck sitzen wir ganz vorn drin und dann gehts los.

  

Bruno versucht erst mal ins Wasser zu kommen, kapiert aber dann, dass wir dagegen sind, und gibt auf. Nun folgt eine fast 3stündige Tour durch Ruhe, Natur und Einsamkeit. Und da wir ganz vorn sitzen, haben wir das Gefühl, dass wir ganz alleine hier unterwegs sind.

  

  

    

Mario erzählt in seiner witzigen Art die Geschichte des Spreewaldes, der Wenden und der Sorben,  und hält dann seine Klappe, damit wir im Sonnenschein eine herrliche Kahnfahrt genießen können. So einen Fährmann wünscht man sich, denn er geht auf seine Gäste ein, beantwortet alle Fragen, ist witzig bis ironisch, also alles passt. Er fragt sogar, ob er zuviel redet, denn dies ist in dieser Saison erst seine dritte Fahrt und er sei halt noch recht euphorisch.

  

Unterwegs müssen wir durch zwei Schleusen, um jeweils knappe 50 cm zu überwinden,

  

wobei diese hier die interessantere ist.

  

Auch wenns nur wenig Höhenunterschied ist, sieht man das Wasser mit Gewalt hereinsprudeln, wenn das Tor langsam hochgekurbelt wird.

Keine Ahnung, wo in dieser Wildnis die Schleusenwärter herkommen, aber sie waren da. Hier gibts nämlich rundum wirklich nichts als Natur. Wir haben allerdings mitbekommen, dass sich jeder Fährmann telefonisch irgendwo abmeldet und vielleicht so auch die Schleusenwärter informiert werden.

Ansonsten gibts keine Gurkenstände oder Kneipen in der Wildnis, und wir sind der einzige Kahn hier. So habe ich mir eine Spreewaldfahrt vorgestellt. In diese Gegend verirren sich nicht mal die Paddler, bzw. nur hartgesottene, also 2 haben wir an einer Kreuzung gesehen und Mario fragte sie, wo sie denn her kommen. 

  

Ab und zu sehen wir eine Ringelnatter vorbeischwimmen, einige Nutrias (wenn man genau hinguckt, sieht man hier zwei Exemplare), eine Menge Greifvögel und kleine bunte Vögelchen, u.a. einen Eistaucher, der angeblich in einer Höhle in der Uferböschung wohnt. Aber da muss ich zuhause mal gugeln, ob uns Mario nicht etwa einen Bären aufgebunden hat.

Achso, fast hätte ichs vergessen: als ein wenig Wind aufkommt, hören wir plötzlich Holz splittern, und schon kracht ein gewaltiger Baum um. Jetzt ist uns klar, warum so viele Bäume im Uferbereich abgeholzt sind. Auch ein Naturschutzgebiet muss gepflegt werden, damit die Wasserwege relativ gefahrlos benutzt werden können. 

Jedenfalls raten wir jedem, eine solche Natur-Tour mitzumachen, und lieber ein wenig suchen, bis man Mario Weber findet, anstatt sich entlang der Gurkenstände quasi als Kaffeefahrt zur Kneipe schippern zu lassen. Klar, war gestern die Tour schön, aber mit der Erfahrung von heute hätten wir auf die gestrige Tour verzichten können. Die Fahrt hat übrigens 50 Cent mehr als gestern gekostet, wobei jeder Fahrgast tatsächlich auf 10 € aufgerundet hat.

                                          

Aber jetzt brauchen wir Bier und wollen uns außerdem Lübbenau angucken.

  

Viel zu sehen gibts nicht. Nur der Brunnen vor der Kirche hat was, weils Blechkerle sind.
Im kleinen Markt neben dem kleinen Hafen füllen wir unseren Rucksack, und zurück auf dem Campingplatz genießen wir den restlichen Tag in der Sonne, bis wir abends wieder vor den Mücken flüchten. Zum Abendessen gibts Spreewaldsauerkraut und Kasseler, und hinterher Big Brother mit wieder einwandfrei funktionierender Sat-Anlage. Heute muss ich die Gurken nicht zählen, denn wir haben ein Plastikeimerchen mit sauren Gurken gekauft.

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