Urlaub im Land des Ampelmännchens   25.4.- 9.5.08

Kurz nach der Wende, und auch vor einigen Jahren nochmal, waren wir im Vogtland, Thüringen und im Erzgebirge. Damals hatte ich von PCs keine Ahnung, also existieren lediglich Videos davon. Auch das Elbsandsteingebirge haben wir schon besucht und einige andere Gegenden im Schnelldurchgang gesehen. Diesmal soll der Spreewald und die Lausitz unser Ziel sein. Mal sehen, wo wir landen.

Nachdem ich noch schnell beim Händler war und das Scharnier der Heckgaragentür ausgewechselt wurde, hol ich Peter um 12:00 ab und los gehts -  erst mal ca. 500 m bis zum nächsten Waldweg.

Dort gibts das mitgebrachte Kantinenessen, Grillschinken mit Kartoffelsalat.  "Lecker" verkneif ich mir, denn der Zweck heiligt die Mittel, und dann gehts wirklich los. Problemlos kommen wir an Schlüchtern vorbei und fahren über Gersfeld durch die Rhön Richtung Bad Neustadt und dann auf der A71 gen Norden. Den Thüringer Wald hab ich mir eigentlich ganz anders vorgestellt. Irgendwie siehts nach Voralpenland aus und es ist kaum zu glauben, dass sich die Landschaft kaum 3 Stunden von zuhause weg so verändert. Hier müssen wir nochmal her, aber ohne Autobahn, um die Landschaft zu genießen. Die Autobahn führt über viele Talbrücken durch eine hügelige Landschaft mit herrlicher Fernsicht,

 

bis sie hier vor Oberhof in einer Röhre verschwindet. Vor dem nächsten Tunnel fahren wir aber schon ab,

   

um an der von Bernd empfohlenen Bratwurstbude die erste Thüringer zu testen. Superlecker, prima gewürzt, und natürlich vom Holzkohlegrill. Wenn wir wüssten, wo es diese Dinger zu kaufen gibt, würd ich glatt das Gefrierfach leer machen, um zu bunkern.

Der Stellplatz in Oberhof hat uns allerdings weniger begeistert und hier wollen wir auf keinen Fall bleiben. Es ist bitterkalt und düster, der Himmel zieht sich gerade zu, und Schneereste liegen auch noch rum. Also gehts weiter über gelbe Sträßchen zur A4. Und hier fahren wir natürlich gleich in den Stau, und deshalb an der nächsten Ausfahrt hinter Erfurt wieder ab, um wiederum über gelbe Sträßchen nach Jena zu fahren.

  

Nun stehen wir hier links neben der Straße auf dem Campingplatz unter dem Jenzig, der entgegen der Angaben im Bordatlas keine Stellplätze vor der Schranke hat, und es auch sowas niemals gab, obwohl ADAC und Promobil dafür geworben haben. Naja, egal, hier bleiben wir, denn für heute reichts uns, und 15 € sind fürn CP inkl. Strom mehr als o.k.

Für 8,80 €  (Gruppentageskarte, weils mit Brunos Kindertarif sonst noch teurer geworden wäre) fahren wir mit der Tram in die Stadt. Der Turm des Centers "neue Mitte Jena" überragt alles und von jeder Straße aus kann man ihn sehen.

   

Und so sieht die neue Mitte von innen aus, also ein normales Einkaufszentrum mit vielen Cappuccinoecken.

  

Aber es gibt auch nette Eckchen. Und alle paar Meter stolpert man über eine Fressbude, und die ganze Bandbreite von Döner bis Thai inkl. Sushi wird abgedeckt.

Die von Vorwerk fand ich besonders gelungen. Fleischer-Imbiss vom Staubsaugerfritzen mit Backfisch im Angebot.

Nun noch ein Besuch in der Goethe-Galerie

  

und danach eilen wir im plötzlich einsetzenden Regen zur Straßenbahn.

Wieder daheim gibts Westernpfanne und Abendprogramm, wobei der Fernseher trotz dicker Wolken einwandfrei funktioniert. Wozu hab ich gestern eine neue Sat-Anlage gekauft? Wir lassen sie erst mal im Koffer, und verwenden den komischen Quickstecker nicht mehr, denn evtl. war das der Übeltäter.

 

Samstag, 26.4.

Strahlender Sonnenschein empfängt uns heute, und gegen 10:30 sind wir auf dem Weg nach Leipzig. "Herzlich willkommen im Land der Frühaufsteher"  steht irgendwo an der Autobahn. Keine Ahnung, was das soll. Wir können ja schließlich  nix dafür, dass wir bis 9:00 gepennt haben.

In Leipzig finden wir einen Parkplatz direkt vorm Standesamt, und gerade fährt ein nettes Paar zur Absegnung der gleichgeschlechtlichen Beziehung in einem noch netteren Gefährt vor. Stilvoll in puschelpink.

  

Jetzt gehts durch den Peterbogen in die Stadt,

  

und Nomen est Omen, mein Peter wird hier unterm Bogen zur Arbeitslosensituation in Leipzig befragt und erscheint am Montag mit Bild in der Leipziger Tageszeitung. Gut, dass uns hier niemand kennt, denn ich denke mal, dass seine Antwort mit 10-15% knapp daneben lag. Ist wohl ein wenig hoch gegriffen. Werde zuhause mal Tante Gugel fragen.

  

Die Thomaskirche erweist sich als recht schmuckloses Gotteshaus, aber ich durfte die Probe des Thomanerchores miterleben. Naja, ich steh nicht wirklich drauf, aber scheinbar ists gut, denn alle Besucher hören andächtig zu. Zwischenzeitlich verdient sich mein Peter zwei Euro, indem er draußen die Mitglieder einer Touri-Gruppe einzeln und in der Gruppe gemeinsam vor der Bach-Statue knipst.

Wieder peinlich, denn nebenan sitzt ein junger Mann (gut angezogener Bettelstudent) an der Kirchentür, der vergeblich um milde Gaben bittet.

Heute ist in Leipzig Brotmarkt, und da es bereits Mittag ist, besorgt uns Peter zwei Fettbemmen für das gerade verdiente Geld. Vielleicht sollten wir die neu entdeckte Marktlücke überdenken.

  

Noch ein Stadtrundgang, und dann müssen wir uns die

  

Mädler-Passage auch noch angucken, und das neue Rathaus,

und noch ein Regierungsgebäude, bei dem wir erst zuhause nachlesen müssen, was es ist. Beeindruckende riesige Gebäude und eine faszinierende Stadt, im Gegensatz zu Jena. Die Außenbezirke sind aber ähnlich, also erst der breite Schrebergartengürtel und danach sozialer Wohnungsbau. Obwohl Lobeda bei Jena als zusätzliche Abschreckung noch vor dem Schrebergartengürtel kommt.

Von Leipzig aus fahren wir nun über die Bundesstraße 87 Richtung Lübbenau, denn wir wollen ja von der Gegend etwas mehr sehen. Durch brettebene Felder und niedrige Wäldchen, also fast Heidelandschaft, gehts teilweise kurvenreich und auch wieder mal vierspurig nach Torgau an der Elbe.

 

Blick auf Torgau mit dem Doppelkopfdenkmal vor der Brückenkopfkaserne (Gefängnis, oder auch Straf- und so genanntes "Konzentrationslager für die Truppe" aus alten Zeiten). Bilder von dort verkneif ich mir, weil ich meine Urlaubsstimmung behalten will.

Weiter gehts durch immer feuchter werdende Wiesen und kleine Dörfer nach Luckau. Der Stellplatz ist einsam und die historische Altstadt ebenfalls, aber schön. Wir sind die einzigen Touristen hier.

  

Absolut tote Hose, und auf dem Stellplatz auch.

       

  

Im Stellplatzcafe genießen wir noch einen Cappu in der Sonne, dann nehmen wir die letzten 20 km unter die Räder und landen auf dem Schloss-Campingplatz in Lübbenau.

Angekommen. Alles passt. Herrlich, Urlaub. Bilder vom Platz mach ich morgen.

Jetzt müssen wir uns natürlich auch gleich die Kanäle angucken,

  

  

und am Schloss vorbei gehts in die Stadt, denn Peter braucht dringend seine erste Spreewald-Saure-Gurke,

  

und am Kahnhafen übermannt uns der Hunger und Peter bestellt Eisbeinsülze mit Bratkartoffeln, bei mir gibts Finsel, also Grützwurst mit Sauerkraut, das ist Blutwurst ohne Haut, wie bei uns beim Schlachtessen die "schwarz Brüh". Lecker.

  

Dazu Babbenbier, Köstritzer und Spreewaldbitter in der  Frühlingssonne. Urlaub pur für 25 €. (Nur mal so zur Info)
Eine Braut beim Junggesellinnenabschied muss uns ein Liedchen flöten, denn ihr wurde auferlegt, so für die Brautschuhe zu sammeln, während die Freundinnen am Rand der Kneipe stehen und sich totlachen, weil sie niemals zuvor eine Flöte in der Hand hatte. Lusdisch, die Idee merk ich mir für Julia. Ihr ists dann bestimmt genauso peinlich. Noch ne Weile hörten wir das Flöten in weiter Entfernung. Das hat bestimmt für tolle Schuhe gereicht. Klasse. Wir haben früher ein halbes Leben lang Pfennige gesammelt. So ändern sich die Zeiten.

Jetzt wirds Zeit fürn Heimweg.

Den Abend wollen wir eigentlich vorm Womo beschließen, denn es ist herrliches Wetter. Aber hier hat der Wirt die Rechnung ohne die Gäste gemacht, das Sprichwort lautet eigentlich umgekehrt...  jedenfalls wollen alle Spreewaldschnaken sich an uns laben. Böse Sache. Ab ins Womo und schnell alle Fliegengitter zu. Die Glotze funktioniert euch heute wieder einwandfrei, also Mistquickstecker.
Unsere Nachbarn sitzen jetzt, nachdem ich mit meinem lahmen altersschwachen Läppi in mühevoller Kleinarbeit die Bilder klein gemacht habe und den Bericht reingekloppt hab, also um 23:50, immernoch draußen bei den Schnaken. Sind wir Warmduscher? Haben wir das falsche Mückenmittel? Oder sind die anderen zu besoffen, um noch was zu merken? Fragen über Fragen.

Irgendwer im www.wohnmobilforum.de hat mich auf das Mückenproblem (ich bin sicher er hat dabei hämisch gegrinst) hingewiesen, und großkotzig hab ich geantwortet, dass diese Viehcher im April noch schlafen. Ich sag nix mehr, denn ich hab mich geirrt. Die hocken seit November irgendwo im Gebüsch, freuen sich über die Erderwärmung, und stürzen sich auf alles, was pulsierendes Blut in den Adern hat. Sogar Autan geht denen am Stachel vorbei. 

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