Samstag, 29.12.12

Gestern hat Bernd sich noch gemeldet, er kommt auch nach Nordstrand. Es wird ein richtiges Inseltreffen. Bernd und wir im Süden der Insel, Ingrid und die Pottis im Norden, der eigentlich im Osten liegt.

Das Morgengassi geht heute wieder in den Hafen, diesmal haben wir richtiges Niedrigwasser.

  

Und hier nehm ich gleich unser Frühstück mit.

  

Matjes und Krabben.

Und es gibt wirklich noch vor Ort gepulte Krabben, ich hab extra nachgefragt. In Büsum gibts eine Krabbenschälmaschine. Aus 3 Kilo Krabben wird 1 Kilo Krabbenfleisch. Und gleich bei Ankunft der Kutter kann man ungepulte Krabben kaufen. Wirklich erlaubt ists scheinbar nicht, weil alles über die Genossenschaft läuft, aber es wird schon immer gemacht.
Sie sind dann nur mit Seewasser abgekocht und ohne Konservierungsstoffe. Im Moment fahren die Kutter aber nicht, weil sich bei der Kälte die Krabben in ca. 20 Meter Tiefe aufhalten und der Fang nicht lohnt. Also machen die Fischer ein paar Tage Urlaub.

Und wir machen jetzt auch Urlaub, und zwar auf Nordstrand.

Aber vorher fahren wir noch schnell auf die Entsorgungsstation, und in der ersten Kurve erleben wir eine Überraschung. An der gleichen Stelle wie vor 4 Jahren kommt ein Schwall Wasser runter.

Klasse, da kommt erst mal Freude auf. Aber was solls, wir könnens jetzt nicht ändern, und aufregen verdirbt uns nur die Laune. Also haken wir die Sache ab und auf gehts weiter gen Norden.

Hier gehts übern Damm:

  

Blick nach links, Blick nach rechts,

und geradeaus.

Und hier wohnen wir bis nächstes Jahr.

Der Platz ist angenehm klein, gut befestigt, direkt hinterm Deich, die Betreiber sind richtig nett, die Gäste auch, alles ist gut. Aber zuerst machen wir einen Erkundungsgang. Wir haben sogar einen Hinterausgang auf den Deich, und dann sinds noch ca. 150 m bis zum Wasser. Die Salzwiesen sind allerdings vollgesaugt wie ein Schwamm, sodass man besser auf den Wegen bleibt.

  

Und Bruno hat plötzlich wieder Stehohren. Damit meine nicht auch so aussehen packe ich sie besser mal ein.

  

Jetzt gehts wieder zurück

  

und wir freuen uns auf einen Cappu in der Mühle,

  

 

Und hier im Restaurant Am Heverstrom gibts Salzwiesenlamm, das sehr schmackhaft sein soll. Also da müssen wir demnächst unbedingt hin.

Um 16:00 treffen wir uns mit unsren Mitbewohnern im Aufenthaltsraum und es gibt Pharisäer und Apfelkuchen, der sowas von lecker ist, dass ich unbedingt das Rezept brauche. Unser Gastgeber erzählt die Geschichte von der Entstehung des Pharisäers, und anschließend erfahren wir einiges über Wasser, Wind und Watt und Bräuche.

Danach gibts ne Runde Wodka-Feige von einem Platznachbarn,

und nun ist mein ganzer Ernährungsplan endgültig im Eimer ..... 

Peter macht noch ein Hundegassi, und dann gibts ein Stück Fleischwurst mit Brötchen, bevor wir zum üblichen Abendprogramm übergehen.

 

Sonntag, 30.12.12

Sonnenschein, garnicht kalt, und klasse Wetter fürs Hundegassi. Im Mühlencafe bekommt Bruno wieder ein Leckerchen, als ich die Brötchen hole, und er will da garnicht mehr raus. Muss er aber trotzdem.

Nach dem Frühstück nutzen wir das herrliche Wetter für einen Spaziergang

    

und einem Besuch der Töpferei, wo ich aber standhaft bleibe und nichts kaufe. Die Farben sind hier auf die Gegend abgestimmt, und blau/grau/weiß passt bei uns daheim garnicht.
Inzwischen entscheidet Peter sich um und will nun doch nicht an der geplanten dreistündigen Deichwanderung teilnehmen. Nagut, fahren wir stattdessen ein wenig die Insel ab.

Erster Halt ist an der Anlegestelle nach Pellworm, Strucklahnungshörn.

  

Und schon während des Einparkens wirds ganz plötzlich dunkel, am Himmel steht ein wunderbarer Regenbogen, und bis ich die Kamera draußen habe, isser wieder weg. Dumm gelaufen.

Das Wetter ist nun echt mies und Peter ist froh, nicht mitgewandert zu sein.
Weiter geht der wilde Ritt kreuz und quer über die Insel, wir erkennen auch einige Punkte unsres letzten Besuchs hier wieder, und dann landen wir am Holmer Siel. Hier kann man ganz hinten  die Hallig Nordstrandischmoor sehen.

  

Inzwischen ists Wetter noch wilder geworden, obwohl das eigentlich garnicht möglich ist, und Peter weigert sich, das Auto zu verlassen. Ich muss also alleine zum Siel.

  

Auf dem Rückweg hab ich Mühe wieder zum Auto zu kommen. Ich hab die Kapuze bis auf einen Sehschlitz fest zugezurrt, und trotzdem peitschen mir erst die Graupel- und dann die waagerecht kommenden Hagelkörner ins Gesicht. Peter hatte recht, dass er drinnen geblieben ist. Clever Kerlche.

Also weiter zum Pharisäerhof, der Geburtsstätte des leckeren Getränkes.

Hier wurde irgendwann im 19. Jahrhundert eine Kindstaufe gefeiert. Dazu war natürlich auch der asketische Pastor Georg Bleyer geladen. Bei den Friesen war es üblich, in seiner Gegenwart keinen Alkohol zu trinken. Und eine Kindstaufe ohne ordentliche Feier ging ja mal garnicht.
Also bediente man sich einer List und bereitete das Mischgetränk zu. Die Sahnehaube verhinderte dabei, dass der Rum im heißen Kaffee verdunstete und es nach Alkohol roch. Selbstverständlich bekam der Pastor stets einen normalen Kaffee mit Sahne.
Doch dann geschah das Missgeschick, und auch er bekam einen gepanschten Kaffee. Bei der Entdeckung soll er ausgerufen haben: Oh, ihr Pharisäer!
Und damit hatte des Nationalgetränk der Nordfriesen seinen Namen.

Die Zubereitung des Pharisäers ist recht einfach. Man gibt Würfelzucker in eine hohe Tasse, dann soviel Rum, dass der in der Tasse stehende Löffel bedeckt ist. Und dann Kaffee und Sahne drauf. Die Menge des Rums, der hochprozentig sein muss, ist ganz wichtig.
1981 gab es ein Gerichtsurteil, nach dem 2 cl Rum nicht ausreichend seien. Ein Pharisäer braucht also 4 cl.

So nun zum Pharisäerhof. Das Cafe selbst ist zwar schön, doch nicht sehr gemütlich, aber der Hofladen lohnt sich anzusehen. Es gibt Unmengen von Dekoartikeln, Kunsthandwerk, Handarbeiten und auch Leckereien von Lamm und Galloway, Sanddornlikör und noch mehr. Und wieder bleibe ich standhaft.

Jetzt fahren wir noch schnell zum Womoland und klopfen bei den Pottis an, denn wir müssen uns ja endlich mal kennenlernen. Bei einem Käffchen geht das ganz gut. Ingrid kommt auch noch dazu und der Besuch wird doch etwas länger als nur das geplante kurze Anklopfen.

Und als wir wieder heimkommen sind auch Bernd und Johanna eingetrudelt, und wir gehn zusammen in die Mühle.

Bruno bekommt natürlich sein Leckerchen und hypnotisiert daraufhin jeden Besucher, in der Hoffnung, dass da noch was nachwächst, während wir uns bei Friesentorte und Pharisäer so langsam von den Strapazen des Ausflugs erholen.

  

Zum Abendessen wollen wir heute ins Restaurant Am Heverstrom, denn das Salzwiesenlamm lockt. Aber... ein Satz mit X, ohne Reservierung gibts hier nix.

Trotzdem müssen wir nicht verhungern, denn der Kühlschrank gibt noch einiges her:

Um Mitternacht rum war das Gas all. Und als Peter die Flasche wechseln wollte, ging die Garagentür wieder nicht auf. Bei Regen und Sturm konnten wir den Krempel aber nicht ausräumen und verschoben es auf morgens. So schnell erfriert man ja nicht.

 

Silvester
Wir haben die Nacht ohne Heizung überlebt, und nun geht der Spaß los. Durch die kleine Klappe ausräumen, alles ins Womo werfen, weil die Wiese unter Wasser steht, und hinein ins Vergnügen.

  

Jetzt ist offen und Peter kann die Flaschen wechseln.

Der Tag vergeht recht unspektakulär mit einem kurzen Spaziergang in einer Regenpause. Anschließend gibts Kaffee und Windbeutel bei Bernd im Womo.

Während der Wind langsam zunimmt macht Peter sein Mittagsschläfchen. Und dann ists endlich soweit. Es gibt Essen.

  

Damit ich von allem probieren kann nehm ich nur halbe Portionen. Und damit das Fett auch ordentlich verdaut wird gibts einen Linie hinterher. Und wer mag bedient sich noch am Obstsalat mit Schlagsahne. Bei mir geht so Süßkram um diese Uhrzeit garnicht, denn Bier und Sahne gleichzeitig im Magen lässt meinen schon beim Gedanken daran Sprünge machen.

Jedenfalls wirds ein ruhiger und gesitteter Silvesterabend, und so gegen 22:30 verabschieden sich die anderen. Wir halten aber tapfer durch und schaffens auch ohne Fernseher pünktlich um Mitternacht das Neue Jahr zu begrüßen. Draußen machen Nachbarn ein wenig Feuerwerk, aber nach ein paar Minuten ists vorbei. Und nachdem Bernds Bierfässchen leer ist, machen auch wir den Abflug in die Heia. Und wie die Segler vorausgesagt haben, hört pünktlich um 2:00 der Sturm auf, und wir haben eine ruhige Nacht.

 

Neujahr

Während wir noch in Ruhe frühstücken, leert sich der Platz.

  

Jetzt ists windstill und angenehm draußen. Bruno verabschiedet sich vom Nachbarhund, und dann machen wir unsren Neujahrsspaziergang.

  

Diesmal gehts den Deich entlang Richtung Festland.

  

Jetzt haben wir uns ein Matjesbrötchen verdient, denn wir waren fast 2 Stunden unterwegs.

Den Rest des Tages vertrödeln wir mit Fernsehen und Stricken. Und vor lauter Faulenzerei hab ich den Sonnenuntergang verpasst. Durchs Fenster hab ich plötzlich gesehen, dass sie in den letzten Zügen liegt

  

und bin auf direktem weg hoch auf den Deich. Aber es war leider zu spät. Trotzdem war es ein tolles Erlebnis, als es binnen weniger Minuten dunkel wurde und gleichzeitig Hochwasser war. Die Salzwiesen standen fast bis zum Deich unter Wasser.

Und zum Abendessen gabs die zweite Hälfte der Weihnachts-Pute.