Badekur in Bad Soden-Salmünster   12.12.09 bis

Achtung, dies ist kein Reisebericht, sondern unser Kur-Tagebuch  -  viel Gejammer und wenige Bilder 

Peters degenerierte Wirbelsäule muckt seit letzter Woche, und inzwischen ists so schlimm, dass die Spritzen und Tabletten nicht mehr helfen. Laut CT ist nichts zu operieren, also ziehen wir in Absprache mit dem Orthopäden die geplante Badekur um eine Woche vor, damit hier gleich mit der entsprechenden Behandlung begonnen werden kann. 

Autofahren kann Peter zwar nur unter Schmerzen, aber es geht, und so treffen wir gegen 16:00 mit Womo und PKW hier ein. Zuerst mal Wasserfassen. Ich muss ja jetzt alles alleine machen, denn mein Patient ist nicht zu gebrauchen. 
Als ich gerade den Deckel auf den Wassertank schrauben will, leert eine nette Wohnmobilistin ihr stinkendes Klo quasi zwischen meinen Beinen durch in die Entsorgung. Es stört sie auch nicht, dass ich ihr freundlich mitteile, dass ich frische Jeans an habe. 
Ich geh also zur Seite und warte mit meinem Wasserdeckel in der Hand, bis sie fertig ist. Aber rücksichtslos und eklig ist sowas schon. Haben wir noch nie erlebt.

Fängt ja gut an, aber es geht gleich lusdisch weiter.

Wir haben Platz 7 letzte Woche ausgesucht und reserviert, damit wir mit unserem 20 Meter-Kabel problemlos an die Säule kommen und außerdem Fernsehempfang haben, denn 4 Wochen sind lang, wenn "Mann" nicht laufen kann. 
Es hängt auch zu beiden Seiten der Platzbegrenzung ein wunderschönes Reservierungsschild der Kurverwaltung. Diese Reservierung wird von der Kurverwaltung für die Dauer der Kur angeboten. Find ich nett. 

Doch was nützt es, wenn niemand die Platzbegrenzung beachtet und ein Womo dieses "unser" Schild direkt vor seiner Eingangstür hat. Klar sind die Plätze viel zu kurz, wenn man längs parkt, obwohl schräg geparkt werden soll. Da passt natürlich ein 8 Meter-Auto nicht drauf. Seltsamerweise parken alle so. Hirnlos wie die Lemminge. Einer stürzt sich von den Klippen und die Meute rennt hinterher. Sobald einer anfängt, machens die anderen nach. Das hat übrigens Konrad in Wertheim mal ausprobiert. Klappt.

Die noch freien Plätze haben keinen Fernsehempfang oder sind mehr als 20 m vom Strom weg. 

Also stellen wir uns auf Platz 6, der ebenfalls halb belegt ist, weil natürlich bei niemandem längs der Platz ausreicht, aber was solls. Wir sind ja kurz genug und passen da rein. Doch nun reicht mein Kabel nicht, und ich krieg langsam die Krise. Also wieder runter von den Böcken und zu dreiviertel auf den uns zugewiesenen Platz 7. Jetzt wirds dem Hintermann zwar eng, aber unser Kabel reicht

Puh, geschafft.

Peter braucht nun seinen Entspannungsschlaf und ich mach mich mit Bruno auf den Weg zur Anmeldung. Hinterher besuchen wir noch den Weihnachtsmarkt, der im langen Wandelgang der Therme aufgebaut ist. Sehr schön gemacht, und außerdem wetterunabhängig, das hat was. Draußen stehen die Fressbuden der ortsansässigen Vereine, und drinnen steht ein Kunstgewerbestand neben dem anderen. Wunderschöne Handarbeiten, selbstgebackene Plätzchen, Molkereiprodukte und leckere Schweinereien der vogelsberger Bauern lockern das ganze auf. Bruno hat mich von einem Hausmacher-Wurst-Stand zum nächsten gezerrt. Aber wir sind gut durchgekommen und morgen mach ich das ganze nochmal ohne Hund.

Wieder zurück am Womo wirds nun Zeit, die Schüssel aufzustellen. Klasse, klappt, ich hab sofort gutes Signal. Was bin ich stolz auf mich.
Mist, aber kein Bild. Also ists der falsche Satellit, demnach muss ich 10 cm nach rechts. Wieder kein Bild, dann war der andere doch der richtige. Also Schüssel wieder zurückgedreht. Es ist zum Mäusemelken. Nix kommt.

Also quält sich Peter - alias  Quasimodo - raus, verstellt die Schüssel, und wieder gutes Signal, und wieder kein Bild. Das kann ja heiter werden, 4 Wochen ohne Glotze. Also prüf ich alle Anschlüsse - naja, ich wackel halt überall mal dran rum - und teste die Programme durch. Und siehe da, es war auf sat 1 gestellt, und die haben wohl einen Ausfall. Der Abend ist gerettet.

So, genug gemeckert, jetzt gibts Gulasch und Klöße und alles wird gut.

Sonntag, 13.12.09
Nach einer ruhigen Nacht - es hat ganz leise aufs Dach gerieselt - darf Peter noch ein wenig liegen bleiben, während ich mit Bruno eine große Runde drehe. Kein Hund unterwegs, also kann er nach Herzenslust rennen

  

und Maulwurfhügel aufgraben,

und ich genieße die Ruhe und die Landschaft.  Wieder zurück auf dem Platz kommt langsam die Sonne raus und die Welt ist in Ordnung.

Wir stehen jetzt fast alleine da, alle sind geflüchtet und haben in der Stromsäule noch genügend freie Kilowatt für uns übrig gelassen

Nun machen wir einen ruhigen Eingewöhnungstag. Peter guckt fern, ich stricke meinen Schal fertig, und dann besuche ich nochmal den Weihnachtsmarkt, denn der Backfisch mit Remoulade wartet dort auf mich. Lecker.

Montag, 14.12.09
Heute Nacht hat Bruno 3 mal angeschlagen und sich kaum beruhigt. Aber alles war mucksmäuschenstill und kein Einbrecher zu entdecken. Allerdings verläuft direkt neben dem Womo ein Trampelpfad durchs Gebüsch. Vielleicht war irgendein Wildtier hier. 
Der Vormittag war mit Arztbesuch und der Erstellung des Anwendungsplanes ausgefüllt. Sehr kompliziert ist das alles, weil Peter ja ohne mich nicht zur Anwendung kommt, weil er noch immer nicht laufen kann.

Nun haben wir unsere Termine, und wer meint, Kur hätte was mit Urlaub zu tun, kann sich mal unsere Pläne ansehen. Da die Feiertage in diese Zeit fallen, muss alles ein wenig komprimiert werden und wir haben gemeinsam jeden Tag 9-11 Termine, d.h. Peter muss die Zeit vom ersten Vormittagstermin bis zum letzten Nachmittagstermin wohl im Kurmittelhaus verbringen, weil ich ihn zwischendurch nicht fahren kann, denn dann hab ich meine Anwendungen. 

Peters Schmerzen sind nun nach der ersten Wasserkrankengymnastik noch schlimmer geworden, aber das liegt wohl daran, dass er tagelang eine Schonhaltung eingenommen hatte und sich nun wieder bewegen musste. Im Moment geht garnix mehr, nicht mal das Essen schmeckt ihm. So kleine Portionen sind sonst eher Vorspeise für ihn.


Dienstag, 15.12.09
Heute Nacht musste Bruno zweimal raus. Ich liebe meinen Hund, besonders in kalten Nächten.
Um 6:00 Gasflasche gewechselt und nach dem Aufwärmen ging dann gegen 9:00 der Stress weiter. Peter gehts noch immer keinen Deut besser.
Ich habe erstmals in meinem Leben Rückengymnastik in der Gruppe gemacht und war anfangs superstolz auf mich, weil ich als alte Schachtel locker mithalten konnte, auch wenns richtig anstrengend war und weh getan hat. Dann kam allerdings so eine gemeine Übung, die ich nicht mal ansatzweise ausführen konnte. Die Leiterin meinte aber, die restliche Gruppe würde schon lange daran üben. Puh, danke, Selbstbewusstsein gerettet. 

Mittags gibts zur Aufmunterung lecker Lachsbrötchen. 

Als wir danach auf dem Weg zu den nächsten Anwendungen waren, hielt direkt neben uns ein Smart, und da fragt mich doch der Fahrer, ob ich Tipsel sei. Das Gesicht kam mir bekannt vor, aber konnte es nicht zuordnen. Es waren die Füchs aus Giulis Österreich-Forum, die eine Spazierfahrt gemacht haben und wussten, dass wir hier sind. Schade, dass wir keine Zeit hatten, uns kennen zu lernen. Aber Kur ist halt Stress und die Termine müssen eingehalten werden. Aber vielleicht trifft man sich ja mal wieder in stressfreier Situation. 

Nun kamen also die Solewassersprudelbäder und der heiße Solewickel im Doppelzimmer mit Peter. Anschließend Massage, die es auch in sich hatte. Und nun sind wir fertig. Es ist 15:30 und wir können jetzt entspannen. Peter liegt schon flach und ich lass meinen Rüpel mal ausgiebig springen. Danach noch ein Spaziergang durchs Städtchen. Erst in vollkommener Dunkelheit kommen wir durchgefroren zurück 

und da tut ein Glühwein so richtig gut. Jetzt muss auch Peter so langsam wieder aus den Federn raus. Der nächste Termin wartet: Essenfassen.

Es gibt Chili.

Mir tut von der Massage der Nacken weh wie ein blauer Fleck. Der Rest des Körpers hat Muskelkater-Aua. Peter liegt schon den ganzen Abend, dem gehts ähnlich. Gut, dass es den Chat gibt und ich ein wenig abgelenkt bin.

Mittwoch, 16.12.09
Heute ist der 3. Tag der Behandlung und Peter gehts noch mieser. Wieder jagt ein Termin den nächsten und gegen 16:00 sind wir fertig. Fix und fertig. Ich hatte Fango anstatt Solewickel, und bin begeistert davon. Schön warm und entspannend. Hoffentlich hab ich nicht geschnarcht dabei, denn ich bin eingepennt. 
Mittags gabs den Rest von gestern, abends gibts Maultaschen und Fußball. 
Bis heute hat unser Frischwasser gereicht. Dies vermerke ich nur mal so zur groben Planung, damit ich weiß, wann ich wieder nachfüllen muss. Es wird vermutlich Sonntag sein.

Noch während der Fußballübertragung verkriecht sich Peter mit einer 800er Ibuprofen in sein Bett und hofft drauf, dass sie wirkt. Ich beschäftige mich wie immer mit dem Läppi.

Donnerstag, 17.12.09
Um 10:00 setze ich meinen Peter wieder am Kurmittelhaus ab und suche wie jeden Tag einen Parkplatz. Und wieder treffen wir uns im Bewegungsbad, aber Peter mit Einzelbehandlung. Dann die bekannte Prozedur: Fango, Solewickel, Massage, und Peter wieder zusätzlich Krankengymnastik, diesmal mit Bearbeitung der Schmerzpunkte (Triggerpunktbehandlung), damit er vielleicht ohne diese Hammertabletten eine Zeit lang zurecht kommt. 

Zwischendurch fahr ich schnell zum Stellplatz zurück, beiß in ein Stück Brot, führe meinen Rüpel zum Pipi ins Feld, und dann ists schon wieder soweit, dass ich Peter am Thermasol abholen muss. 

Heute sind wir schon gegen 15:00 mit den Anwendungen fertig und ich hab Zeit einzukaufen. 
Irgendwie schaff ichs nicht, abends richtig zu kochen, denn ich bin platt. Und Essen gehen ist auch nicht drin, weil Peter wegen seiner Schmerzen keine Stunde im Lokal sitzen kann. Also plündere ich die Kühltruhe beim Aldi und mit den Fertiggerichten kommen wir über die nächsten Tage, und Gas ist nun auch wieder da. Jetzt darfs ruhig weiterschneien, wir sind versorgt. Der nette Südländer vorm Lidl verkauft mir noch 2 Portionen Pommes, und nun schnell wieder heim, bevor wir verhungern. 

Peter versuchts nun ohne Schmerzmittel, und kann tatsächlich 2 Stunden liegen, während ich mit Brunogassi und Hausarbeit beschäftigt bin. 

Zum Abendessen gibts selbstgemachten Kartoffelsalat und Wienerle, 

anschließend das übliche Ritual: Peter geht ins Bett und ich zu meinem Läppi. Zwischendurch immer wieder mal kurz den Bruno leeren, denn die Infusionsflüssigkeit muss ja wieder raus. Beim letzten Gassi um 0:30 wechsel ich dann gleich die Gasflasche, und ich weiß nun ganz sicher, dass die nächste Anschaffung eine Duomatic ist, die selbstständig auf die nächste Flasche wechselt.

 

Freitag, 18.12.09
Heute gibts richtig Schnee, das merke ich schon beim Morgengassi. 

Die Beleuchtung ist richtig winterlich. Die Temperatur auch.
Und nach meiner gehassten Gymnastikstunde ists tatsächlich soweit: Es schneit und schneit und schneit, und will gar nicht mehr aufhören. 

  

Die Straße hat inzwischen eine dicke geschlossene Schneedecke, und wer mich kennt weiß, wie gerne ich da Auto fahre. Aber es nützt alles nichts, Peter hat heute zwischen allen Anwendungen mehr als ne Stunde Pause, demnach werde ich bis heute Abend entweder fit im Tiefschneefahren sein, oder das Auto demoliert haben. Mal sehen.

Ein erfreuliches Ereignis hilft mir aber die Angst vor der glatten Hügelfahrt zu verdrängen: Peter kann ein wenig besser laufen. Er hats gerade ohne Krücken versucht und sah dabei schon ganz gut aus. Hinzu kommt, dass er sogar wieder Lust zum Kreuzworträtseln hat, was Bruno stinklangweilig findet und demonstrativ seinen Kopf auf Peters Schreibhand legt.

Ich erbarme mich und wage mich mit ihm hinaus in die Winterlandschaft, und Bruno hat sehnsüchtig aufs Leinen-los-Kommando gewartet und gibt sofort Gas, dass der Schnee nur so staubt.

   

Und natürlich findet er trotz Schneedecke seine geliebten Maulwurfhügel.

   

Irgendjemand muss mir mal beibringen, wie ich trotz Warnweste den Schnee weiß kriege. Das Ding ist ja fast so schlimm wie rote Anoraks auf Landschaftsbildern.

Die letzte Anwendung habe ich heute um 18:00, aber dann fängts Wochenende an. Freu mich drauf. Endlich mal keine Termine.

Und um 18:30 ists geschafft, das Auto ist noch heil, und zum Abendessen gibts Putenbrust mit dem restlichen Kartoffelsalat. 

Und so sieht die Straße aus bei minus 12,8° .

Letztes Hundegassi hab ich bei - 13,3° gemacht, und der Schnee hat so laut geknirscht, dass 50 Meter weiter die Hunde im Mobil abgeschlagen haben.  Sternenklarer Himmel, kein Wind mehr, und ich denke, morgen haben wir Bilderbuchwetter.

 

 

Hier gehts morgen weiter