Dienstag, 14.4.09
Strahlender Sonnenschein weckt uns, und punkt 10:00 sind wir auf dem Weg zum
See. Die Fahrt kostet p.P. 12,50 €, Bruno 2,50 € extra. Das Boot wird
rappelvoll gemacht und dann gehts los.
Bruno kriegt plötzlich nen Ausraster zwischen unseren Füßen und ist total
panisch. Wir holen den quietschenden Kerl, den wir kaum packen können, auf den
Schoß, und nun sehen wir die Ursache: Unter den Sitzen befindet sich eine
richtig heiße Heizung, die er wohl erst mit dem Hinterteil und anschließend
beim Fluchtversucht noch öfter mit Schnauze und Kopf erwischt hat.
Platztausch mit den Nachbarn ohne Sitzheizung ist leider nicht möglich, denn
niemand spricht unsere Sprache.
Nun hat er einen Fensterplatz und beruhigt sich ein wenig.
Langsam und fast lautlos bewegt sich das Schiffchen
über den blaugrünen See in Richtung Echowand, und jetzt wäre
eigentlich mein Auftritt gewesen. Hab ich doch beim Brombachseetreffen so ein
nettes Sprüchlein gelernt - aber das war eh nicht stubenrein
Stattdessen tuts der Kapitän. Er holt die
Trompete und bläst.... drüben steht wohl sein Kumpel und bläst zurück -
beeindruckend.
Nun sieht man auch schon St. Bartholomä auftauchen und es ist kaum zu fassen, dass es bis dorthin noch 5 km sein sollen. Aber wir glaubens mal. Eine halbe Stunde später sind wir da:
Der Watzmann - dick und fett steht er da, und mit ihm sein Weibl und seine Kinder. Wir bekommen zwar die einzelnen Gipfel erklärt, aber gemerkt hab ich mir keinen, ist aber auch egal. Jedenfalls ist auf dem rechten Bild in der Mitte die Ostwand zu sehen und dort soll sich rechts unten eine "Eiskapelle" - als Kegel zu erkennen - befinden, die aus 250 m aufgetürmtem Schnee besteht. Diese ist in einem 1-stündigem Fußmarsch zu erreichen. Na, das schaffen wir doch locker
Endstation, St. Bartholomä, alles aussteigen, denn erst in 4 Wochen fährt das Schiff die komplette Tour bis zur Salet-Alm bzw. Obersee weiter. Im Moment ist dort noch Eis auf dem See.
Man kann es hier auf dem Bild erahnen.
Ist schon etwas seltsam zu wissen, dass wir nun auf einer Halbinsel ausgesetzt werden, die wir auf dem Landweg nicht verlassen können. Am Ufer entlang gibts
keinerlei Wege, und übern Berg kommen wir nicht, denn dort oben in der Ostwand
sind schon fast 100 Bergsteiger gestorben. Bissi blödes Gefühl.
Nun gucken wir uns erst mal die imposante Kirche an. Blaugrünes Wasser und der blaue Himmel lassen das Kirchlein im richtigen Licht erscheinen. Alle stellen sich davor und die Fotoapparate klicken auf Teufel komm raus. Auch ich betätige einen fremden, um die Familie aus Fernost vor dem roten Dach abzulichten.
Außer uns interessiert sich aber niemand für das Innere der Kirche, alle laufen am Wasser entlang
und gucken auf den See. Den haben wir aber unterwegs schon gesehen und wir kehren um
und nehmen den Weg Richtung
Watzmann-Ostwand und "Eiskapelle".
Dort sind wir so gut wie alleine unterwegs und genießen die Ruhe, die Wärme
der Sonne, und den ständigen Blick auf den Watzmann. Schee. Die Vögel
zwitschern, und hier ist die Welt noch in Ordnung. Urlaub pur. So haben wir uns
das vorgestellt. Die Fahrt hat sich mehr als gelohnt.
Durch gewollt chaotisch unordentlichen Wald, und schuhbarfuß - dies ist mein Ziegelrodafuß -
stapfen wir durch den Schnee gen Berg. Aber leider endet bald der Weg
hier an dieser echten Kapelle, denn ab hier gehts nur noch mit Bergausrüstung weiter. Der Weg wird schmal, führt am Abgrund entlang, und ist total vereist. Aber wir haben jetzt auch genug gesehen, sehen ein, dass wir den großen Schneekegel nicht erreichen, und machen uns auf den Rückweg.
Noch ein Blick auf den dicken Watz ...
.... und zurück in der Zivilisation brauchen wir ne Stärkung:
Frisch geräuchertes Forellenfilet. Schmegge musses. Der einzige Inhaber der Fischrechte im Königssee braucht sich bestimmt keinen Kopf um seine Zukunft zu machen. Der Laden brummt, obwohl noch Vorsaison ist, und Werktag, und eigentlich gar nicht viele Leute unterwegs.
Bei dieser Gelegenheit mach ich
mir auch so meine Gedanken über die Schiffsflotte. Angeblich in privater Hand.
Der hat ne tolle Marktlücke erwischt. Muss ich nachlesen, ob das stimmt. Es
gibt bestimmt 20 Schiffe, die 7 Stunden täglich unterwegs sind. Abfahrt ist im
Moment alle halbe Stunde.
Ob sich Kapitän und Erklärer das Trinkgeld mit dem Echokumpel teilen und das
ihr Gehalt ist? Also Minimum 70 € pro Fahrt geteilt durch 2, x ? - keine
Ahnung, die fahren ständig. Den Echokumpel lassen wir mal weg, den gibts
nicht wirklich.
Das Schiff steht auch schon bereit und nach einer halben Stunde sehen wir wieder Land.
Noch an der einzigen Insel im Königssee und an den Schlafställen der Schiffe, in denen nachts die Elektromotoren aufgeladen werden, vorbei...
... und schon heißts wieder: alles aussteigen.
Nach 5 Stunden sind wir jetzt wieder auf dem Platz angelangt und genießen in der Sonne den Blick auf die Berge und planen den morgigen Tag.
Hier oben beim Pfeil steht das Kehlsteinhaus, das wir uns aber nur aus der
Ferne angucken können, denn dort oben ists noch Winter und die Straße noch
nicht befahrbar. Wir begnügen uns mit dem Bildausschnitt (boah, erstaunlich gut
für meinen Knippsapparat). Und sowieso wollten
wir lediglich wegen der Aussicht dort hin, denn die Vergangenheit ist nicht
unser Ding. Die Straße bis zum Obersalzberg ist zwar frei, aber unser
Platzbetreiber meinte, dass sich dort die Aussicht nicht lohnt.
Evtl. nehmen wir morgen die Wimbachklamm in Angriff, da die Almbachklamm
ebenfalls aufgrund der winterlichen Verhältnisse noch geschlossen ist. Da
ist der Herbst wohl die bessere Jahreszeit. Soweit unsere Planung für morgen.
Mal sehen, was das Wetter meint.
Anschließend ein kurzer Rundgang an der laut tosenden Königsseer Ache - dem Überlauf des Königssees - entlang,
wo der Bärlauch massenweise rumsteht, und übern Campingplatz zurück. Dann reichts aber für heute. Wir sind platt.
Feierabend im warmen Womo.
Beim Bildersortieren und Tagebuchschreiben lassen wir den herrlichen Tag nochmal
revue passieren. Urlaub. Schee wars.
Und unser armer Bruno pennt seit Stunden und verarbeitet wohl seine unangenehme
Erfahrung mit der Sitzheizung.