1.10.07

Mitternacht. Heute vor 25 Jahren haben wir uns getraut, und uns trotzdem bis jetzt noch nicht gegenseitig umgebracht (auch wenn wir manchmal kurz dran gedacht haben, wie viele Ehepaare). Das ist ein Prösterchen wert.

Und das Päckchen unsrer Brut packen wir jetzt aus.

  

Boah, unsre bequemsten Schuhe haben sie - einen linken und einen rechten - versilbert. Und ein Sprüchlein drauf.

"Durchwandert weiter froh zu zweit,
eure ganze Lebenszeit.
Denn ein einziger Schuh allein
kann nie von richtigem Nutzen sein. "          - stimmt irgendwie, muss ich überdenken.

 

Dabei wars ja nicht wirklich immer bequem, gemeinsam zu laufen.

Dazu ein Schrieb, der uns beiden die Tränen in die Augen trieb:

25 Jahre lang
seid ihr nun schon Frau und Mann
das ist ja wirklich schon ganz groß
deswegen werden wir jetzt ein paar dichterische Worte los:
Ihr zählt zwar noch lange nicht zu den richtig Alten,
doch sollten wir heute mal Rückschau halten.
Hattet in dieser langen Zeit
wohl sehr viel Freud, Leid, und den nötigen Streit.
Doch habt ihr auch in schweren Stunden
nicht zuletzt wegen uns auch wieder zusammen gefunden.
Ihr habt uns gezeigt, wie man Großes schafft
wenn man sich gemeinsam nochemal zusammenrafft.
Ihr saht vereint des Glückes Stunden blühn
zuerst mit uns, dann zu zweit, mit euerm Bus im Grün.
25 glückliche Jahre zogen ihre Runden
bewahrt euch im Herzen die vielen schönen Stunden.
.......
Schee, heul, schneutz, und ab in die Heia. Alles wichtige ist gesagt und wir pfeifen auf ne stressige Feier, sondern gehn jetzt kuscheln.

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Frühstück. Nochn Toast, nein, kein Ei, einen Kaffee, keinen Brei, aber Marmelade und auch Konfitü-ü-re

- frei nach Blattschuß.

Und jetzt feiern wir Silberhochzeit in Venedig -

aber erst noch ein Bild, wie wir die nächsten 25 Jahre laufen müssen, bis wir die Gegenschuhe in Gold kriegen.

Wieder durchwandern wir die Gassen, aber nicht im rechten und linken Silberschuh, denn Peter ists wohl zu affig, denn er geht nicht auf meine Aufforderung ein, sondern überhört sie diskret.

Und weil wir ja 25 gemeinsame Jahre durchwandert haben, lassen wir uns nun mal von einem Gondolieri durch die stinkenden Kanäle schippern. E bissi Luxus muss schon sein.  Schee.

  

  

  

Und jetzt kommts Mittagsmenü, geliefert von Burger-King, und serviert auf blankem Marmor auf dem San Marco.

  
Leben pur, alles passt.

     

Schmegge musses.

Und dazu diese Superkulisse:

  


  

Peter erledigt den Abwasch, ab in die Tonne. Tolle Sache. Wieso machen andere immer so ein Geschiss mit ner Riesenfeier, denn unsre hier ist absolut auf uns zugeschnitten. Das Geschenk der Kinder haben wir von Sexten eigenmächtig nach hier verlegt. Anstatt Privatbadezimmer und Menü mit weißen Stoffservietten im Restaurant Patzenfeld gabs eine Gondelfahrt und Burger King-Menü "San Marco" - klasse.

Dazu "Wiener Blut" von der Kapelle nebenan. Besser gehts gar nicht mehr.

Zur Erinnerung gibts noch ein Paar Murano-Ohrgehänge, und die Füße werden immer schwerer. Es wird Zeit, zum Wassertaxi zu gehen.

Noch ein letzter Blick zurück auf die Lagunenstadt, die bestimmt bald stirbt, wenn nix getan wird. Wenn man von allen Gondelfahrten ein paar € abzweigt, wäre die Sanierung finanziert, und der Verfall könnte verzögert werden. Es bröckelt und rieselt an allen Ecken und Kanten, und es tut weh zu sehen, wie oben die Kunstwerke am San Marco renoviert werden, während die Substanz auf der Strecke bleibt.

Heute waren wir 5 Stunden in der Stadt. Da kommt keine Bergwanderung mit, denn viele Brücken mussten erklommen werden. Wir sind k.o., und unser Dackel auch.
Zum Tagesabschluss machen wir prost Richtung Lagune,

lesen unsre SMSen, denken, dass Wiebkes nur wenige Kilometer Luftlinie weiter östlich sitzen, und wir noch nicht wissen, wo wir morgen hinfahren... Naja, mal gucke.

Abendessen kochen ist nun nach der Flasche Prosecco nicht mehr drin, aber wir haben noch einen Rest Linsensuppe und Specksauerkraut. Zusammengekocht ists ein leckeres Süppchen, das bestimmt noch nie jemand an seiner Silberhochzeitsfeier gehabt hat. Geplant war eigentlich Rahmgeschnetzeltes mit handgeschabten Spätzle. Egal, schmegge musses, und es hat geschmeckt.

Inzwischen haben wir neue Nachbarn bekommen, die mit einem Mietmobil der gelben Engel unterwegs sind. Während der Einmalgrill die Fische röstet und die Familie sich aufs Essen freut, verweigert das Schloss der Aufbautür seinen Dienst. Zugeschlagen macht es einfach nicht mehr auf. Verflixte Technik, und alle Schlüssel im Womo. Der große Gelbe meint nach telefonischer Rückfrage, dass das Hotel bezahlt wird und morgen Hilfe kommt. Oh Mann, böse Sache. Geld und alles sind sicher verwahrt, Herd ist gottseidank aus, Hotel weit und breit nicht in Sicht. Wir können leider nur mit einem Beruhigungsbierchen aushelfen und das halbgare Essen in unsren Kühlschrank packen, denn denen ist der Appetit vergangen, und sie verkriechen sich in einen Mietbungalow. Und wir überlegen, wo wir demnächst einen Ersatzschlüssel festschrauben.

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