April-April - ein Wochenende auf der Flucht
Marktheidenfeld, Lohr, Oberthulba 1.-3.4.2011
Es fing schon gut an, denn Peter rief gegen 11:00 an, dass es wohl doch später wird, also gegen 16:00.
Na gut, kann ich mir Zeit lassen, erst mal noch nen Cappu und schön rumgetrödelt, denn ich hab ja alle Zeit der Welt. Nach dem Mittagessen fang ich nun mal langsam damit an, die Wohnung zu putzen. Auto packen kann ich ja ab 15:00. Um 13:00 fang ich also mit dem Bad an und plötzlich hör ich die Haustür. Und da steht mein Peter. April-April.
Nix geputzt, nix gepackt, noch
nicht geduscht.... ich krieg die Krise und Peter Anweisungen.
Eine Stunde später sitzen wir im Womo, Wohnung geputzt, Christel geduscht und
Auto gepackt, und kommen gegen 16:00 auf dem Stellplatz
an der Baumhof-Tenne in Marktheidenfeld an.
Klasse. Herrliche Ruhe, rundherum Natur, die Sonne scheint. Hier kann mans aushalten. Nach einer Stunde treffen auch Wiebke und Konrad ein und wir begießen den Wochenendbeginn mit einem gepflegten Bierchen.
Zum Abendessen gehen wir in den Landgasthof
und lassen uns Holzfällersteak
und Lammrückenmedaillons mit Kräuterkruste schmecken.
Anschließend sitzen wir noch bis 23:00
zwischen den Wohnmobilen
und genießen den Abend und die
Ruhe. Hier kann mans echt aushalten.
Und W-Lan gibts auch noch. Mensch, haben wir ein Glück.
Gegen 1:00 fallen wir satt, müde und zufrieden in die Federn.
Samstag
Nach einer absolut ruhigen Nacht inmitten freier Natur kommt gegen 10:00 die Ernüchterung.
Draußen
bellen Hunde. Große Hunde. Ganz viele. Drinnen tobt Bruno mit. Ich glaub ich
spinne. Wo bin ich denn hier?
Also schnell die
Trainingshose drüber und nachsehen, was das Spektakel mitten in der Nacht und
mitten in ruhiger Natur soll. Steht doch tatsächlich nebenan ein Bussi mit
Hundeboxen. Konrad macht auch schon seinem Unmut Luft und wir erfahren, dass
heute ein Treffen der großen weißen Pyrenäenhunde hier ist und im Laufe des Vormittags noch
ca. 30 Womos aus ganz Deutschland hier ankommen. Und außerdem sei es schon
10:00, aber um 7:00 hätte die Dame ihr Hunde natürlich nicht bellen lassen.
Gut zu wissen, sie lässt sie also bellen. Freut
uns gewaltig.
Bis jetzt sinds erst 2 Teilnehmer und 6 Hunde, somit nur ein kleiner
Vorgeschmack von dem, was die nächsten Stunden hier abgeht, denn die Hunde
müssen nach der langen Fahrt alle raus, und schon jetzt ist die Bellerei kaum zu
ertragen und unser kleiner Rüpel ist gestresst. Wir auch.
Und außerdem kommt der nette Womo-Eigner noch recht unfreundlich rüber.
Danke, das brauchen wir nicht, und wir beschließen ungefrühstückt auf der Stelle runter auf den
Platz an der Martinswiese zu fahren.
Der Platz ist neu gemacht, ist riesengroß, und liegt gleich vor dem früheren Stellplatz. Sehr schön ists hier, der Main ist nicht weit, und zur Stadt sinds auch nur paar Schritte.
Nun genießen wir endlich unser Frühstück in der Morgensonne.
Herrlich, Frühling, Wochenende, und Ruhe.
Doch plötzlich passierts. Es kommt Leben auf den Platz.
Ein dickes Gespann hinter dem anderen
kommt angefahren, und in der Mitte steht der Chef und weist seine Leute ein.
Hunde laufen rum, Kinder springen aus den Fahrzeugen, und hier tobt nun der Bär.
Auf dem Platz herrscht ein heilloses Durcheinander, während die riesigen
Wohnwagen rund um uns herum eingeparkt werden. Außerdem sind die Blicke, die uns
treffen, recht unfreundlich und wir bekommen ein mulmiges Gefühl, obwohl wir
normalerweise nicht verschrocken sind und nichts menschliches uns fremd ist. Ich
getrau mich nicht mal zu fotografieren. Der Kaffee schmeckt uns schlagartig
nicht mehr.
Nee, so war das eigentlich nicht gedacht. Nix wie weg.
Binnen weniger als 10 Minuten ist alles wieder im Auto verstaut
und wir bahnen uns im Zickzack unseren Fluchtweg durch das Chaos.
Na gut, fahren wir nach Lohr weiter.
Hier ists recht voll, aber am Rand gibts noch Platz für uns.
Jetzt packen wir wieder mal Tisch und Stühle aus und setzen uns wieder in die Sonne und trinken den restlichen Kaffee vom unterbrochenen Frühstück fertig.
Aber es ist uns nicht vergönnt, den Tag zu genießen. Wir sitzen direkt neben der viel befahrenen Straße, überall liegt Dreck rum, und im Gras neben uns liegen Frühstücksbrötchen, Eierschalen und gekotztes Abendessen vom Vortag.
Dann erfahren wir, dass gestern das fahrende Volk hier campiert hat, es hoch her ging und überall alles zugesaut sei. Die Männer hätten einfach aus den Wohnwagenfenstern gekotzt und auch die Polizei konnte nichts dagegen tun.
O.k., wir packen wieder, denn bei Straßenlärm und Dreck fühlen wir uns nicht wirklich wohl und fahren weiter. Wir sind zwar mobil, aber auch ein wenig genervt,
denn wir hatten eigentlich nicht geplant, unser Wochenende bei diesem tollen Frühlingswetter auf der Straße zu verbringen.
Nun stehen wir in Oberthulba, haben eine wunderbare Aussicht auf die Natur rundherum, die Sonne scheint gottseidank immernoch und wir kommen endlich dazu, den Tag zu genießen.
Ein wenig was zu sehen gibts auch, denn am
Wassersportzentrum wird die Saison eröffnet und wir tigern mit Sack und Pack
runter zum Wassersportzentrum
und machens uns gemütlich, und sehen den Wassersportlern zu.
Die Tochter von Wiebke und Konrad ist heute auch hier und so kennen wir sogar einen Teil der Akteure.
Auf dem Weg hierher sind uns schon viele solcher Mumien begegnet,
und jetzt muss Bruno leider angeleint werden, denn hier feiern die Kröten gerade Hochzeit.
Die Fröschelchen, die Fröschelchen, das ist ein lustig Chor, sie brauchen sich nicht zu kämmen, am ganzen Leib kein Hoor.
Wunderbar, Friede-Freude-Eierkuchen und kühler Sekt am See. Urlaub.
Nun noch ein Spätmittagsschläfchen oben auf dem Terrassenplatz und unsre Welt ist in Ordnung.
Zum Essen gehen wir in die Gaststätte am See und haben unterwegs in der Abendsonne diesen spiegelnden Ausblick:
Das Wetter passt und wir können draußen sitzen.
Abendstimmung am See.
Das Essen ist wie erwartet sehr gut,
und das Bier auch. Schmegge musses. Urlaub.
Und urplötzlich ists dunkel nun gehts an den Heimweg.
Wir kennen ja den holprigen Weg vom letzten Mal, und
diesmal haben wir die Taschenlampe dabei. Anfangs gehts ohne, denn hier ists noch asphaltiert.
Doch irgendwie rastet Bruno ständig aus, ist aufgeregt,
hechelt und zerrt wie ein Verrückter, und zur Sicherheit leuchtet Peter mal auf
den Weg.
Ohje, überall Kröten und Bruno will sie alle fangen. Das geht natürlich
garnicht, denn erstens stehen die unter Naturschutz und zweitens soll er nicht
morden, und drittens wollen auch wir nicht auf die drauf treten.
Wir laufen also im Slalom langsam im Gänsemarsch um die Viecher herum, den Hund
so kurz gehalten, dass er fast auf den Hinterbeinen gehen muss.
Es ist im
wahrsten Sinne des Wortes eine Krötenwanderung, bei der 4 Menschen und ein Hund
mit nur einer schwachen Taschenlampe sich den Weg durch die Kröten bahnen.
Und
endlich haben wirs geschafft, wir kommen auf unsre Wiese und entspannen uns
langsam. Doch auch hier kreucht und krabbelt es.
Jetzt sind wir daheim, der Hund kommt ins Auto und die Bierdose auf den Tisch.
Herrlich ruhig ists, nicht wirklich kalt, und wir lassen jetzt bei einem wohltemperierten Bierchen den Tag revue passieren. So ein chaotisches und ereignisreiches Wochenende hatten wir noch nie, aber schön wars.
Peter rüstet nun mit Konrad unser Womo auf LEDs um, und anschleißend testen
wir, ob mans mit dem hellen Licht aushalten kann. Man(n) kann, frau auch.
Gegen
1:00 wirds langsam Zeit für die Heia und wir hoffen alle, dass wir morgen nicht
inmitten eines Rudels großer weißer Pyrenäenhunde, die bellend Kröten fangen und vom
fahrenden Volk vertrieben werden, in Dreck und Unrat aufwachen.
Sonntag
Es hat geklappt, das Glück ist uns hold, und wir hören nur aus Thulba leise die Kirchenglocken.
Die Sonne scheint wieder, unser Frühstück in freier Natur wird von nichts und niemandem gestört, und wir genießen es.
Aber irgendwann sind wir satt und es wird Zeit zum Aufbruch.
Viel zu schnell wars Wochenende wieder rum, und demnächst fahren wir gleich hierher.