Polen 5.6.- 12.06.06
Im Anschluss an das Forumstreffen des
www.Wohnmobilforum.de gings ab Dresden über die A 4 gen Osten.
Geplant ist Schlesien, Oberschlesien, Krakau und die Hohe Tatra - wir haben 2
Wochen Zeit.
In Bautzen legten wir einen Zwischenstopp mit kurzer Stadtrundfahrt ein. Der Stellplatz
hier war leider ein
Reinfall, da passen maximal 4 Autos drauf und wie die dort rauskommen, ist uns
auch nicht klar. Jetzt steht Görlitz auf dem Programm. Über die Bundesstraße gehts durch Wiesen und Felder meist schnurgerade und
hügelig in die Stadt an der Neiße.
Am Ortseingang gibt es einen Stellplatz (5 €) und in wenigen Gehminuten erreichen wir die Peterskirche, die über der Stadt thront. Die Altstadt ist wunderschön renoviert, die Plätze großzügig angelegt, und viele Türme bestimmen neben den in Pastellfarben gestrichenen Häusern den Charakter der Stadt.
Blick von hinten auf die Peterskirche und erster Blick über die Neiße hinüber nach Polen.
Aber leider gibts auch jede Menge leer stehende Häuser neben wunderschönen alten Villen in den Außenbezirken, und da wird uns doch wieder das Randgebiet bewusst. Egal. Brotsuppe, Linseneintopf, Gartenwirtschaft in der Sonne, und die runden Füße durchs Kopfsteinpflaster sind vergessen.
Und jetzt gehst nach Polen, zu Peters Wurzeln, die 1972 gekappt worden sind.
Etappenziel für heute ist Hirschberg - Jelenia Gora. In Cieplice, einem alten Badeort mit 90° heißem Wasser, haben wir einen **** Sterne Campingplatz gefunden, der unter niederländischer Leitung steht und sauber und gepflegt ist. Sogar Internet gibt es hier. Allerdings wollen sie unsre Euros nicht, und so müssen wir mit unsren strapazierten Füßen leider noch einen ausgedehnten Spaziergang in das Städtchen Cieplice machen. Peter testet seine Sprachkenntnisse, um einen Bankomat zu finden und stellt fest, dass er es noch kann - gut gemacht.
Die Sanatorien und die Innenstadt sind wunderbar renoviert, während die Außenbezirke und Wohnblocks übel aussehen. Die Häuser sind heruntergekommen und ich schäme mich, hier zu fotografieren. Überall streunen Hunde herum, die scheinbar deutsch verstehen, denn ein kurzes "hau ab" reicht schon und sie ziehen den Schwanz ein und verschwinden.
Mit letzter Kraft schleppen wir uns zurück auf den Campingplatz und in der Campingkneipe nehmen wir noch ein Absackerchen, bevor wir nach diesem anstrengenden Tag müde ins Bett fallen.
Dienstag, 6.6.06
Zur Abwechslung regnet es heute mal wieder und wir haben gar keine Lust, das warme Bett zu verlassen. Wir bleiben heute also hier. Gegen 13:00 testen wir die Duschen, grüßen noch mit "guten Morgen" und nach dem Frühstück erkunden wir das Wohngebiet auf der anderen Seite des Campingplatzes. Die Wohnblocks sehen dermaßen heruntergekommen aus, dass es unvorstellbar ist, wie hier gut gelaunte Leute leben können. Und wieder sind massenhaft Streuner unterwegs.
Jetzt wage ich mich alleine in einen Supermarkt hinein, und es ist echt abenteuerlich, denn die Produkte sind ausschließlich polnische, die ich nur an den Bildern auf der Verpackung erkennen kann. Die Preise für die Grundnahrungsmittel liegen weit unter unseren und ich schlage kräftig zu und gebe umgerechnet fast 3 € aus.
Der Campingplatz hat sich inzwischen gut gefüllt, denn eine geführte Tour mit holländischen Gespannen (ca. 25) ist gerade eingetroffen. Zum Abendessen gibts Flaczki, fertig zubereitete aus dem Supermarkt (Kutteln in Suppe).
Anschließend gesellen wir uns zu den Holländern, für die in der Campingkneipe ein Folkloreabend veranstaltet wird.
Die Landfrauen singen und tanzen mit Begeisterung ohne große Pause den ganzen Abend, die Stimmung steigt, die Holländer tanzen mit und wir unterhalten uns an der Theke mit den Platzbetreibern und deutschen Nachbarn mit einem Dachzelt, die schon 16 Jahre hierher kommen.
Mittwoch, 7.6.06
Heute fahren wir weiter und als erstes steht der Miniaturpark in Kovary auf dem Programm.
In mühsamer Kleinarbeit wurden hier die Sehenswürdigkeiten der Gegend auf einer Art Styrodurkörper mit gegossenen Reliefs und auch echten Steinen nachgebaut. Für insgesamt 6 € Eintritt bekamen wir einen eigenen Führer, der uns in einwandfreiem, aber blumig ausgeschmücktem Deutsch die Geschichte der einzelnen Bauwerke erzählte.
Nun gehts weiter nach Karpacz (Krummhübel), wo der Lift zur Schneekoppe auf der polnischen Seite abgeht.
Hier ist alles touristisch und nicht so grau und heruntergekommen, wie in den anderen Städten. Nippesstände säumen den Weg zum Sessellift, Reisebusse laden ständig weitere Wanderlustige aus und dann gehts zur Koppe. Es ist gerade mal 3° warm und angesichts des Einersesselliftes verkneife ich mir den Schneekoppe-Ruf, den ich eigentlich hier loslassen wollte, und schicke Peter alleine hoch.
Von der Ausstiegsstelle bis zur Koppe führt entweder der Zickzackweg mühsam bergauf, alternativ dazu kann man auch den Jubiläumsweg, der oben auf dem Bild gut zu sehen ist, etwas bequemer zum Gipfel gehen. Beide Wege sollen aber in der angegebenen Zeit von 45 Minuten eher nur im Laufschritt zu schaffen sein. Peter macht ein paar Bilder und kommt durchgefroren wieder runter.
Nach einem Imbiss fahren wir weiter zur Kirche von Wang,
einer echten Stabskirche, die in Einzelteilen hierher gebracht wurde und ohne einen einzigen Nagel aufgebaut worden sein soll. Ich hab allerdings Schrauben und Nägel am Schindeldach entdeckt.
Über sehr schlechte Straßen - aber das wurde uns ja schon vorausgesagt - gehts weiter nach Krzeszow (Grüssow),
zu einer unglaublich prunkvollen Barockkirche, deren Inneres ich leider nicht fotografieren durfte. Aber die prachtvollen Reliefs, Figuren, Altare und Deckengemälde kann man eh im Bild nicht wiedergeben.
Für heute haben wir jetzt genug gesehen und suchen
einen Campingplatz, denn beide Plätze in Karpacz sind wegen des langen Winters
noch geschlossen und öffnen erst zur Ferienzeit.
Wir fahren also weiter durchs Riesengebirge Richtung Glatzer Land.
Nach einigen
Kilometern sind wir jedoch fix und alle, denn die Straßen sind sowas von
schlecht, also schlimmer als schlimm, dass wir am liebsten gleich heimfahren möchten. Wenns
wenigstens nur einzelne tiefe Löcher gewesen wären - denen könnte man
ja noch ausweichen - aber teilweise war der Straßenbelag komplett so tief durchlöchert,
dass das Fahrzeug trotz Schritttempo ächzte und rumpelte, in den Schränken
schepperte es fürchterlich und für 20 km brauchten wir fast 3 Stunden.
Die Asphaltdecke war praktisch nur noch das Netz und die Löcher durch den langen
Winter bis zu 20 cm tief ausgespült. Davon steht in allen geschönten Reiseberichten
nix. Unvorstellbar, sowas haben wir noch nie erlebt. Also
entschieden wir uns für Breslau, das waren nur noch 48 km und die haben wir dann
in weiteren 2 1/2 Stunden auch geschafft.
Hier ein Beispiel für harmlose
Straßenbelagsschäden, die innerhalb der Großstadt auch auf den Hauptstraßen zu
finden sind.
Der CP 267 direkt an der Oder, den wir
dann endlich mühsam gefunden haben, liegt eigentlich ganz idyllisch,
aber die Zufahrt führt durch Ruinen, halbfertige und wieder zerstörte Rohbauten,
alles ist verkommen und sowas drückt die Stimmung ganz gewaltig, es ist unheimlich hier. Auch das verschweigen die Reiseberichte und Campingführer. Hackbraten mit Spätzle und Gurkensalat, 2 Bier, 2 Himbi, und ab in die Koje.
Donnerstag, 8.6.06
Die Nacht ist recht früh vorbei, denn ständig fahren Feuerwehr, Krankenwagen und Polizeiautos mit ekelhaften unterschiedlichen Sirenen durch die Gegend. Das Wetter hat sich inzwischen gebessert und wir können kurzärmelig gegen 11:00 in Richtung Oppeln starten. Fast 1 Stunde dauert die Fahrt aus Breslau heraus. Dabei machen wir gleichzeitig eine Stadtrundfahrt. Es ist einfach nur eine riesige Großstadt, rostige auf Säulen gestellte Panzer bewachen einen Soldatenfriedhof, die Häuser sind fast alle sanierungsbedürftig, eine düstere Stadt.
Über die gut ausgebaute A4 gehts durch absolut
flaches Land, Wiesen und Getreidefelder schnurstracksgeradeaus ohne eine einzige
Kurve bis zur Ausfahrt Oppeln und dann noch 18 km über eine ebenfalls gute
Bundesstraße. Eine Wohltat für Auto und Nerven. Es hat eine Weile gedauert, bis
ich kapiert habe, was die großen im Wald gelegenen LKW-Parkplätze mit
Imbissbuden und netten Mädchen am Straßenrand zu bedeuten hatten.
In Oppeln stellen wir uns auf den Parkplatz vor der Uni und sind gleich in der
Altstadt. Sehr schöne Häuser mit Barockfassaden umrahmen den Platz,
während das Rathaus (ich denke, es ist das Rathaus) eher klotzig nüchtern italienisch wirkt. Kleine Geschäfte, gepflegte Straßen, moderne Kaufhäuser - eine freundliche Stadt.
Jetzt müssen wir aber auch noch schnell eine
Kirche angucken, also aus Zeitmangel einfach die nächste. Auch hier begegnen uns
wieder wie gestern in Grüssow Doppeltürme, allerdings diesmal eher schlichte
Backsteingotik, doch innen ist die Kirche wider Erwarten hell und prunkvoll und
passt zu dieser freundlichen Stadt.
Trotzdem müssen wir weiter, denn hier gibt es keinen Übernachtungsplatz. Der
Platz bei Sucha liegt direkt hinter einem der auch hier vorhandenen großen
Parkplätze mit Imbissbude. Er ist leer, einsam und lädt uns gar
nicht ein. Also weiter nach Katowice, dort gibts den nächsten Campingplatz, denn
morgen will mir Peter sein Gliwice zeigen. Leider ist die Wegbeschreibung in
allen drei Führern widersprüchlich und wir landen nach einigen vergeblichen
Anläufen im Wald auf einem Imbiss-Parkplatz. Peter geht nach dem Weg fragen,
bleibt ewig lange in der Bude, während ich als abgetakelte Fregatte alleine im
Auto sitze und warte - genau wie hübsche junge Polinnen - letztere aber in
abgetakelten Autos. Gleichzeitig mit Peter kommt eine miniberockte Schickse aus
der Bar, die ihm die Wegbeschreibung gab, die sie telefonisch von ihrem "Freund"
erhielt.
Jetzt wissen wir wo es lang geht, landen trotzdem zum 3. Mal auf der gleichen Autobahn, und dann klappts endlich. Sehr gepflegter Campingplatz Nr. 215, allerdings nur durch einen Bretterzaun vom Autobahnkreuz getrennt. Zur Abwechslung werden die Segelflieger direkt überm Platz hochgezogen und das Brummen vermischt sich mit der Geräuschkulisse der A4, A86 und den Polizeisirenen. Naja, ist ja nur für eine Nacht.
Nach einem Einkaufsbummel zum Großeinkaufszentrum Géant, der uns durchs Naherholungsgebiet mit idyllischen Seen und Wiesen führt, wollen wir es uns gerade vor dem Womo mit Rindergeschnetzeltem gemütlich machen, als Julia anruft und uns mitteilt, dass mein Onkel verstorben ist. Also ist hier unsre Polenreise zu Ende und wir werden uns morgen noch Gleiwitz angucken und die Heimreise antreten. Die Hohe Tatra und Krakau gibts ja wohl noch länger und vielleicht sind bis zu unsrer nächsten Fahrt die Straßen saniert.
Freitag, 9.6.06
Bei schönem Wetter Abfahrt Richtung Gleiwitz.
Leider ist die Beschilderung mies, sodass wir die Autobahn zwar ständig sehen,
die Schilder uns jedoch außen herum und dann mitten durch Katovice schicken und
wir schließlich über die Landstraße unser Ziel erreichen. Auf dem Weg dorthin
fahren wir ca. 30 km lang durch ein einziges riesengroßes Industriegebiet mit
heruntergekommenen Hochhaussiedlungen dazwischen.
Peter findet auf Anhieb sein Geburtshaus und sogar einen Parkplatz,
so dass wir uns die Umgebung ansehen können. Zuvor jedoch noch ein Foto, denn genau an dieser Stelle wurde vor ca. 45 Jahren Peter schon einmal geknipst.
Die Stadt macht insgesamt einen besseren Eindruck als Katovice oder die anderen Industriestädte unterwegs, denn hier gibt es einen gewachsenen Stadtkern.
Nun gehts auf die gut ausgebaute A4, die kurz hinter Liegnitz zur Baustelle wird und die letzten Kilometer als Bundesstraße nach Görlitz führt.
Hier ist unser Tagesziel der Stellplatz mit Blick auf die Peterskirche.
Im Restaurant "Zur Schwarzen Kunst" lassen wir es uns auf der Dachterrasse bei Kellerbier und Schlesischem Himmelreich gut gehen, im Fernsehraum nebenan fallen 4 Tore für Deutschland und dann nutzen wir das angenehme Wetter bis Einbruch der Dunkelheit vor dem Womo und erleben etwas ganz seltsames: da ich meinen Hund anleine, wird er provokativ als armer Hund bedauert - von einem Wohnmobilist, der seinen direkt hinters Womo kacken schickt. Peter wird als Wessi beschimpft und angeschissen mit: was willst du eigentlich hier?! Wir dachten bis dato, dass der Ossi-Wessi-Hass nicht wirklich existiert und wir und unser Geld hier willkommen seien. Auch die bei uns sitzenden Nachbarn (wie der bärbeißige Kollege ebenfalls aus dem Osten) waren schockiert.
Samstag, 10.6.06
Wieder schönes Wetter und weiter gehts ein Stück heimwärts. Über Löbau, Oppach und Neustadt fahren wir durch die Oberlausitz und das Lausitzer Bergland bei herrlichem Wetter nach Sebnitz. Der dortige Stellplatz oben am "Freibad" sagt uns aber nicht zu und wir fahren weiter auf den CP in Hinterhemsdorf am Rand der Sächsischen Schweiz. Wunderschöne Landschaft, Friede-Freude-Eierkuchen, Urlaub. Wie schön ists doch in Deutschland.
Nachdem wir uns auf dem Campingplatz eingerichtet haben, machen wir einen Waldspaziergang
und hinterher genießen wir die Ruhe und das Wetter.
Sonntag, 11.6.06
Frühstück bei wolkenlosem Himmel und zwitschernden Vögeln. Abfahrt gegen 11:00 - herrliche Fahrt durch das Kirnitschtal nach Bad Schandau. Hier verläuft bis ungefähr zur Hälfte des Tales eine Straßenbahn, mit der bei diesem strahlenden Wetter viele Wanderer aus Bad Schandau bergauf fahren, um dann durch das wunderbare Tal heimwärts zu wandern. Auf halber Strecke liegt ein Campingplatz, den man sich merken sollte, denn praktischerweise kann man von hier aus mit der Tram bergauf in die Natur oder auch runter ins Städtchen fahren. Leider existieren keine Bilder dieser herrlichen Fahrt, denn meine Batterien waren wieder einmal leer.
Weiter gehts durchs Elbsandsteingebirge, wo uns bei Königstein ein Campingplatz an der Elbe auffällt. Von hier hat man freie Sicht auf die Festung und die Felskuppen. Entlang der Elbe kann man Radtouren machen, also merken wir uns diesen Platz ebenfalls für später.
Wir genießen noch ein wenig die Landschaft, bevor
es auf die Autobahn nach Chemnitz geht. Bei einer Stadtrundfahrt können wir
sehen, wie sich die Stadt seit unsrem Besuch 1992 verändert hat. Das Zentrum
besteht jetzt aus modernen großen Gebäuden, Einkaufszentren und vielen bunten
Geschäften. Damals war hier alles grau und trist. Allerdings gibts in den
Außenbezirken auch hier noch massenhaft leer stehende Häuser.
Als Tagesziel suchen wir uns den Stellplatz in Bad Berka aus und treffen
pünktlich zum Festzug anlässlich des Brunnenfestes dort ein. Also Auto am
Ortseingang parken und nix wie hin.
Bevor wir unseren Stellplatz beziehen, stärken wir uns auf dem Festplatz im Kurpark mit einer Bauernpfanne aus Pilzen, Fleisch, Gewürzgurken und Sauerrahm. Den Rest des Nachmittags verbringen wir vor dem Womo im Schatten der Markise.
Abendessen gibts wieder auf dem Brunnenfest und das Absackerchen nehmen wir
in der Gartenwirtschaft an der Ilm, als Zugabe
kommt ein Ballon vorbei und wir haben die Luft angehalten, ob er übers Haus
kommt. Satt und zufrieden verbringen wir den lauen Sommerabend vorm Womo.
Urlaub. Schee wars.
Montag, 12.6.06
Heimfahrt bei herrlichem Sommerwetter.