Ostern im Elsass

Abfahrt Gründonnerstag 13:00, Fernziel Elsass. Bis auf einen Stau bei Darmstadt liefs ganz gut. Noch mit der Frage Breisach oder Kehl beschäftigt, kam schon die Ausfahrt Kehl. Aber die Stadt reizte uns dann doch nicht und wir beschlossen, nach Obernai zu fahren. Auf dem Busparkplatz fanden wir ein Plätzchen und im einsetzenden Nieselregen machten wir erst mal einen Stadtrundgang, und schon sprang uns das bekannte leuchtende Pharmacie-Kreuz an.

          Obernai ist ein schönes Fachwerkstädtchen
        und zum Abschluss des Rundganges gehörten natürlich
        Eclairs.

         

Wieder zurück im Womo setzte stärkerer Regen ein, die Womo-Nachbarn waren alle verschwunden, und da wir ohne Hund unterwegs waren, beschlossen wir auf dem Campingplatz am Ortsrand einen Fernsehabend zu verbringen.
 

Zum Abendessen gabs Krabben in Knobibutter, einen
Cognac als Verteiler und anschließend ein schönes Stück
Munster-Stinker-Käse.
Irgendwie fehlt uns unser Hund, den wir zuhause bei Julia gelassen
haben, damit sie nicht allein im Haus ist.

Erstaunlich an diesem Campingplatz ist die Menge der Wohnmobile,
obwohl doch im Ort ein Stellplatz ist.

Meine Finger stinken nach Munsterkäse, die Forsythien und
Magnolien blühen, es ist Vollmond und morgen besuchen wir
den heiligen Berg des Elsass, den Mont Saint Odile.

Nach einem kurzen Platzrundgang
und einem Absacker gehts noch vor
Mitternacht ab in die Heia.

 

Karfreitag

Kurz vor 9:00 lässt doch ein Säckel seinen Diesel tuckern, während er das Womo klar macht.
Somit war die Nacht rum. Frühstück, der heilige Berg ruft. 14 km gings ziemlich romantisch nach oben und dort wurden wir mit einer herrlichen Aussicht belohnt.
 

    

Aus einer der beiden im Bild erkennbaren winzigen Kapellen kam eine Omnibusladung nebst Führer heraus, da mussten wir also rein. Da scheint Kultur zu sein. Und so war es auch.

    

 

 

 

 

 

Wände und Gewölbe bestanden aus goldenem Mosaik, die Stelle auf dem Boden, an der Odile Tränen vergossen hat,war markiert, und irgendein Papst verbrachte hier drin eine ganze Stunde, wir aber nur 5 Minuten. In der zweiten Kapelle liegt Odile, die Gründerin des Klosters, die durch ein Wunder wieder sehen konnte, begraben. Die 10 km lange Heidenmauer, die hier wohl auch sein soll, haben wir leider nicht gefunden.

Über Barr gings jetzt wieder runter, Ribeauville angucken.

           

 

 

 

 

 

Schönes Winzerstädtchen, alte Häuser, enge Gassen
und das bekannte Pfifferhüs, eine Weinstube mit
Preisen, die unser Geldbeutel nicht aushält, haben wir
auch gefunden.
Außerdem war ab 14:00 keine Bewirtung mehr.

 

Jetzt war Riquewihr das nächste Ziel. Auch hier gibts einen Wohnmobilstellplatz, wie fast bei jeder Ortschaft, 2 € tagsüber und 4 € nachts.

     

       

Dieses Städtchen hat uns noch besser gefallen, als Ribeauville. Besonders auffallend sind die in abartigen Farben angelegten renovierten Fachwerkhäuser. Von zitronengelb über lila, türkis, hellblau, rot, giftgrün und rosa ist jede Nuance vertreten. Das ganze Städtchen ist österlich geschmückt und der Gipfel ist ein Arrangement aus einem Osterbaum mit Hühnern und Eiern, darunter ein Folienteich, an dem Holzhasen echte Goldfische angelten.

Auch hier sind die Preise in den Restaurants für uns nicht akzeptabel. Rippchen mit Kraut, auch wenns mit
Wein gekocht ist, darf nicht über 15 € kosten. Überhaupt begreifen wir nicht, wie die Franzosen bei diesen Preisen über die Runden kommen. Die Supermarktpreise sind teilweise doppelt so hoch, wie bei uns. Trotzdem kaufen die Frauen Schoko-Osterhasen für 7,50 €. Männer sieht man - im Gegensatz zu Deutschland - kaum einkaufen.

Wir entscheiden uns, das Nachtlager in Kaysersberg aufzuschlagen, wo es uns letztes Jahr auch recht gut gefallen hat.  Der Stellplatz und auch der Busparkplatz nebenan sind rappelvoll. Aber gottseidank können wir uns noch dazwischenquetschen. Alle sitzen in der Sonne und nach einem Rundgang tun wirs auch. Dabei lassen wir uns den Rest Munster-Stinker und Camembert schmecken und perverserweise Irish-Coffee dazu. Urlaub.

              

Zum Abendessen gehen wir ins Städtchen, denn Flammkuchen wollen wir hier, wo er ja herkommt, auch mal essen. Das Bier dazu hätten wir uns allerdings verkneifen sollen. Es war irgendein Blubberlutsch. Franzosen sind halt Weintrinker und haben von Bier null Ahnung.

Karsamstag

Um 9:00 läuft die Übernachtungsgebühr ab und beim Frühstück haben wir Gelegenheit, aus erster Reihe jede Menge schwarze Schafe unserer Zunft bei der Entsorgung zu beobachten. Der Fäkalientank einiger Dickschiffe wird einfach einen Meter neben dem Gully abgelassen, um nicht rangieren zu müssen und die Suppe wird mit dem Frischwasserschlauch zum Loch befördert, andere fahren mit geöffnetem Schieber einfach weg und verteilen den Schmodder übern Platz und den Weg, andere warten nicht, bis sie dran sind und kippen die Kassette ins Klo. Dort wurde nicht mal nachgespült, hat Peter feststellen können.
Egal, es regnet, Wasser drüber und wir beschließen, heute die Route des Cretes von Süden nach Norden zu fahren und morgen in Saverne anzukommen.  Colmar haben wir letztes Jahr besucht, also gehts erst mal zum Super-U, schweineteure Gänseleberpastete kaufen (muss man hier mal gegessen haben), und Bier und Rotwein nachfassen. Auf dem Weg nach Süden liegt Eguisheim, das wir unbedingt auch noch sehen müssen. Es hat sich gelohnt. Am Rand des Städtchens führt eine "Straße" wahrscheinlich rundherum. Wir konntens leider nicht feststellen, da durch das nasse Kopfsteinpflaster auch unsere Füße rund waren. Aber jedes Haus war sehenswert.

     

Die nächste Station war Rouffach. Durch die schön renovierten Fachwerkhäuser waren wir verwöhnt, und konnten der Atmosphäre dieser Stadt leider nichts abgewinnen. Heruntergekommene Steinhäuser waren nicht unser Ding. Interessant war die Kirche Notre Dame de l'Assomption mit ihrem scheinbar unvollendeten Turm.

                  

Jetzt hatten wir alles an der Weinstraße gesehen und los gings in die Vogesen. Bei Cernay stand zwar irgendein Umleitungsschild, aber unser Französisch ist halt recht mau und so gings über abenteuerliche Serpentinen 20 km irgendwie immer am Abhang entlang bergauf. Kurzer Stopp an der Gedenkstätte vom 1. Weltkrieg - Hartmannswillerkopf - und weiter zum Grand Ballon.

Inzwischen waren wir in den Wolken, keine Sicht, noch steilere Serpentinen und Abgründe, eine dicke Splitschicht auf der Straße, außer Radlern niemand unterwegs, gespenstig und aufregend. Dann waren wir endlich da.

    

Ende von Stange. Grand Ballon ganz oben - Endstation.

Also retour. Die Kiste rutschte im 1. Gang bergab übern Split und tat nicht mehr was sie sollte. Vor jeder Serpentine im Nebel sah ich uns schon abgestürzt im Osterurlaub. Peter war nicht mehr ansprechbar, aber irgendwann waren wir dann wieder unten in Thann.

     

Die Welt war fast wieder in Ordnung und Peter hat sich für die Nerven einen Döner reingezogen, ich anschließend im Womo Eclairs mit Erdbeeren.

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Zum Übernachten war uns Thann aber nicht sympathisch genug. Turckheim hatten wir auf der Fahrt ausgelassen und deshalb holten wirs jetzt nach. Wir mussten ja eh wieder nach Norden. Der Stellplatz war gut besucht und ein paar Meter weiter war ein Campingplatz. Den gönnten wir uns nach dieser strapaziösen Fahrt. Im Sonnenschein vorm Womo einen Irish-Coffee, die Störche klapperten in ihrem platzeigenen Nest und gaben ihrem Frühlingstrieb nach, stolzierten übern Campingplatz, und jetzt war alles wieder gut. Urlaub.

   

Ein Stadtrundgang rundete den Tag ab und wir trafen unsere Nachbarn von gestern aus Kaysersberg.

Zum Abendessen gabs Rumpsteaks und Schwenkkartoffeln, anschließend BB und Deutschland gegen Slowenien und den Clochard - Rotwein aus dem Super-U. Peter ratzt schon um 22:30, er ist fix und alle. Ich glaub, morgen schick ich ihn nicht auf den Col de la Schlucht, obwohl ich dort gern noch mal hochgefahren wäre. Wir fahren also ebenerdig nach Saverne, um dort evtl. Markus und Rita auf dem Rocher Dabo zu treffen. Das Schiffshebewerk bei Arzviller haben wir letztes Jahr schon gesehen, demnach können wir morgen ausschlafen und die Fahrt ruhig angehen. Der Collières Vin de Table ist jetzt alle und ich kletter in den Alkoven zu meinem schlafenden Peter.

Ostersonntag

Das Klappern der Störche hat uns recht früh geweckt und nach einem gemütlichen Frühstück mit Speck und Eiern machten wir uns auf den Weg nach Norden. Zuerst gings über die Autobahn und ab Molsheim querfeldein im wahrsten Sinne des Wortes. Die Straße wurde scheinbar wie ein Band in die Landschaft gelegt und machte jeden Hügel, Kurve und Bodenwelle einfach mit. Dabei standen die Alleebäume oft recht nah am Fahrbahnrand, so dass es eine sehr interessante Fahrt wurde. Vor Marlenheim kam zusätzlich zur Unterhaltung noch eine Umleitung dazu und so kamen wir schon ziemlich kaputt in Saverne an.

     

Da es anfing zu regnen, gabs nur einen kurzen Besuch der Hauptstraße, das Schloss sahen wir praktisch vom Wohnmobil aus, und nach einem Imbiss mit der teuren Gänseleberpastete, in die ein verunglückter Ring-Pull-Deckel eingearbeitet war, fuhren wir in Richtung Rocher Dabo.

Unterwegs kamen wir am Schiffshebewerk vorbei, wo wir kurz anhielten. Dann gings in die Berge, die hier gottseidank nicht so hoch sind, wie in den südlichen Vogesen.

Vom Dorf Dabo aus sahen wir den Kegel, auf den wir rauf wollten. Ganz wohl war mir bei der Sache nicht, denn die recht schmale Straße schraubte sich um den Berg herum in die Höhe.

               

Den Bergkegel konnte ich leider mangels Haltemöglichkeit nicht knipsen, aber das Gemälde zeigt doch deutlich die Form des Berges mit der Kapelle hoch oben auf dem Felsen und die sich nach oben schraubende Straße.

          

Oben angekommen hatten wir aber eine tolle Aussicht nach oben und nach unten. Die Bank befindet sich direkt am Abgrund und weil ich nicht so ganz schwindelfrei bin, ersparten wir uns den Aufstieg zur Kapelle. Das fast entspannte Sitzen auf der Bank ohne Bodenkontakt mit den Füßen war Nervenkitzel genug.

Markus und Rita waren noch nicht da, also tranken wir erst mal einen Cappuccino zu unseren Rindswürstchen, liefen um den Berg herum und beobachteten, wie der Himmel immer dunkler wurde.

Als noch Wind und Regen einsetzten dachten wir, dass Joxy bestimmt nicht mehr kommt. Wir machten uns auf den Weg zurück nach Saverne, um dort auf dem Campingplatz zu übernachten. Aber der war zu. Über die Landstraße fuhren wir nach Hagenau, in der Hoffnung, unterwegs einen Schlafplatz zu finden. War wohl nix. Es schüttete inzwischen ordentlich und es zog uns gen Heimat, aber zuerst noch in die Pfalz. In St. Martin waren alle Stellplätze proppenvoll, aber in Edenkoben haben wir noch ein Plätzchen gefunden. Mit geschnetzelter Putenbrust in Rahmsoße versuchte ich Peter nach dieser anstrengenden Fahrt wieder aufzumuntern. Und dank unserer Zusatzbatterie mit Wechselrichter konnten wir auch noch fernsehen.

Dazu gabs Mini-Fläschchen Kronenbourg aus Obernai, wo die Franzosen scheinbar nur Wein in ordentlich große Flaschen abfüllen.

Ostermontag

Das Wetter war noch immer durchwachsen und wir hatten keine große Lust mehr auf einen Spaziergang. Also starteten wir nach dem Frühstück, um in Osthofen zu entsorgen. Wieder auf der Autobahn wurden wir von einem Daimler überholt und Peter erkannte am Nummernschild seinen Vater, der wohl aus Stuttgart nach Köln unterwegs war. Lichthupe - und auf dem nächsten Parkplatz fand unser ausgefallener Osterbesuch statt.

 

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