Donnerstag, 4.10.07

Leichter Regen weckt uns, ich bin gerädert und todkrank, und als Überraschung hat Bruno den Boden zugesaut. Ihm gings heute Nacht wohl auch nicht gut. Gestern beim Spätabendgassi hat er kurz was gekaut und schnell geschluckt, damit ichs nicht erwische. Naja, ist wohl wieder draußen.

Nach der Putzaktion guck ich erst mal in meinen Hals, und nun ist mir klar, warum ich so eine fürchterliche Nacht hatte. Prächtig pralle weißbelegte Mandeln, über die sich jeder HNO-Arzt freuen würde. Ich nicht, und mein Kreislauf noch weniger, denn ich krieg leider kein Fieber. Kurzer Anruf bei Wiebke und das heutige Treffen abgesagt, Bündel gepackt, und nix wie weg hier, gen Norden, wo ich mit dem Doktor notfalls in meiner Muttersprache diskutieren kann.

Gegen 15:00 sind wir in den Bergen von Friaul,

 

der Wald hat schon eine herbstliche Färbung, ab und zu guckt die Sonne raus,

und dann sehen wir die Villacher Alpe, und ich fühl mich quasi zuhause und in Sicherheit, denn hier habe ich schätzungseise 75 Wochen meiner Kindheit und Jugend verbracht. Alles wird gut, auch wenn ich wie besoffen im Womo hänge (besoffen ist aber angenehmer). Wir biegen ab zum Faaker See, kaufen unterwegs noch ein Hühnchen für mein Gesundmachsüppchen, einen Jagertee zur Rachendesinfektion, und landen auf dem Campingplatz Poglitsch.

 

Bruno gehts wieder gut, denn er lechzt nach Nahrung. Ich zieh mir mein Gesundmachsüppchen rein, und Peter darf die Knochen abnagen, weil er mich heute so tapfer ertragen hat. Hinterher hab ich leider festgestellt, dass dieses Hühnchen eines mit Geburtsurkunde war, niemals auch nur eine Spur von Antibiotikum gesehen hat, und fröhlich im Lavanttal herumgescharrt hat. Ich hoffe, dass es mir trotzdem hilft, und bedanke mich schon mal im voraus bei ihm.

Eigentlich hätten wir uns gerne mit Giuli getroffen, die nur ein paar Kilometer entfernt in Villach wohnt, aber ich bin dermaßen ungesellig (Peter meint unleidlich) mit meiner Erkältung, und wir verkneifen uns den Anruf.

Ein kurzes Gassi in der Dämmerung, und danach päppel ich meinen Kreislauf mit Bardolino. Die ganze Palette Naturheilmittel muss ja helfen.

Und Peter entspannt sich beim Fußballspiel der Bayern, die scheinbar gewinnen, und ich verkriech mich nach dem Getippsel in die Koje.

 

Freitag, 5.10.07

Langsam löst sich der Nebel auf, meine Erkältung noch nicht wirklich - also Abfahrt.
27,10 € hat uns diese Nacht gekostet, aber der Platz ist schön, die Duschen auch, und wir haben schon schlechter gestanden. Die Autobahn lässt sich gut fahren, und gegen 14:30 passieren wir im strömenden Regen die Grenze hinter Salzburg. Irschenberg bei dieser Sicht schenken wir uns und fahren Richtung Siegsdorf Hochberg ab, finden aber den Platz nicht. Also doch wieder Übersee (Abfahrt Grabenstätt Richtung Grassau).

Almfischer ist voller als jemals zuvor, denn er wurde erweitert, und auch Wohnwagen stehen jetzt hier. Gefällt uns eh nicht mehr.

Beim Bauernhof Dusen, anstatt links zum Almfischer einfach rechts abbiegen, stehen wir nun wieder prima mit unverbaubarem Blick aufs Kaisergebirge, das sich allerdings in Wolken gehüllt hat, aber wir wissen, es ist da.

  

Der Regen hat aufgehört, es ist angenehm warm, und wir können draußen sitzen und den Rest des Tages genießen. Peter hat allerdings keine Ruhe im Hintern und muss unbedingt Handschuhfach ausmisten und Führerhaus putzen. Selber schuld.

Hier hat sich seit unsrem letzten Besuch einiges verändert. Die Stellplätze wurden gekiest, so dass niemand mehr in der tiefen Wiese stecken bleibt und auch nicht zum Kuschelcamper mutiert.  Kosten: 10 € + 1 € Dusche + 40 Cent pro KW Strom.

Außerdem gibts Dusche und WC, und das damals Neugeborene 5. - 7. ?? wurde gerade drei Jahre alt.
Nach einem Cappu für Peter und einem halben Liter Hühnerbrühe für mich wird der Platz langsam voll. Alle Neuankömmlinge sind gesprächig, und ich glaube, diese familiäre Atmosphäre geht auf das Konto der netten lockeren Art der Chefin. Also immer wieder gern Dusen, auch wenns hier keine Räucherfische, sondern hausgemachten Schnaps gibt, den wir aber erst bei der Abreise kaufen, damit er eine Überlebenschance hat.

Bruno beobachtet die Katzen, Kühe und Enten, wir auch. Friede-Freude-Eierkuchen.
Schade, dass der Urlaub zu Ende ist. Vielleicht sollten wir demnächst einfach mal ne Woche hier verbringen (ich glaub, das sag ich immer, wenn ich Berge und Bauernhöfe sehe).

Nach dem Abendessen - Putenbrustfilet in Rahmsoße - kommt die doppelte Jagertee-Hals-Desinfektion, und ich schwitz mich grad kaputt. Da muss jetzt ein kühles Blondes vom Gardasee-Lidl-Vorrat her.

 

Samstag, 6.10.07

Halsschmerzen weg, mir gehts wieder gut, bin also fit für die Arbeit, die mich bald zuhause erwartet.
Die Berge haben sich im Nebel versteckt und wir machen uns gegen 11:00 auf den Weg zur Autobahn und fahren prompt und sofort in einen Stau. 10 km sind ganz schön lang. Und da, wo ich sonst immer nur kurz den Chiemsee sehe, kann ich nun in Ruhe die Regatta beobachten. Scheiß Spiel.  

Nach ner guten Stunde gehts endlich weiter, und kurz hinterm Irschenberg fahren wir auf die Raststätte, da irgendwas geklappert hat. War wohl doch nix. Aber wir haben erstmals ein Parkplatzschild für Wohnmobile an einer Raststätte gesehen. Es gibt sie also doch.... die Parklätze für uns. Und endlich wissen wir, wo wir hingehören. Wir dürfen/müssen offiziell zwischen den Bussen und LKWs parken.

Weiter gehts gen Heimat, und endlich läufts auch wieder. Da kommt doch die Durchsage, dass zwischen Garching und Allershausen 18 km Stau auf uns warten. Garching war gerade angeschrieben, also nix wie raus hier. Jetzt gehts über die Landstraße weiter, und bei Allershausen sehen wir, dass der Stau hier noch nicht zu Ende ist. Also weiter über die Landstraße bis zur Auffahrt Pfaffenhofen. Mann, ist das ein Gezockel, überholende LKWs und Busse. So kommen wir niemals irgendwo an, denn so langsam kommen wir ins Niemandsland für Womofahrer, die übernachten wollen.  Greding ist der letzte annehmbare Stellplatz und gegen 15:30, nach 4 1/2 Stunden Fahrt und schätzungweise weniger als 250 km, sitzen wir nun gleich oberhalb der Autobahn in der Nachmittagssonne und genießen den Rest des endgültig letzten Urlaubstages.

     

Der Stellplatz ist riesengroß, und Wohnwagen brauchen nicht mal abzukuppeln. Alles bestens, denn die Autobahn stört uns garnicht. Bruno buddelt jedes Mauseloch auf,

und wir trinken unsern Cappu mit einem Schuss Jagertee. Tut gut und entspannt... Urlaub. 

Nur irgendwie kann ich nicht nachvollziehen, wie manche Leute an einem Tag 750 km und mehr schaffen, und trotzdem noch urlauben, denn die letzten Tage haben wir echt nur ca. 250 km in jeweils fast 5 Stunden geschafft. Dabei haben wir meist zwischen 100 und 110 aufm Tacho gehabt, also normale Geschwindigkeit für einen Alkoven.

So freie Autobahnen, dass wir diesen Schnitt durchgängig über die ganze Strecke hätten halten können, sind uns nicht begegnet, und wir brauchten für diese Strecke 3 Tage, denn nach 5 Stunden Fahrt ist absolut Ende von Stange für uns, denn danach tuts weh und hat mit Urlaub nix mehr zu tun, denn wir brauchen einen Cappu, einen Spaziergang zur Erkundung der Umgebung, und unser Absackerchen, damit wir uns nach dem Streckenabschnitt am Ort einleben und erholen können, und uns auf die weitere Strecke einstimmen. Da fällt mir grad Inas Signatur-Spruch ein:  Langsames Reisen hat den Vorteil, dass die Seele Schritt halten kann. 

Zum Abendessen gibts die Reste von gestern und vorgestern, einen spitzenmäßigen Waldler Himbi - die Empfehlung von MichaelW - hinterher, und während ich strickend die Herbstfärbung des Waldes in der Abendsonne auf mich wirken lasse, fiebert Peter bei der Sportschau mit.

 

Urlaubsrückblick:
Schee wars. Tolles Wetter bis auf 2 Tage, aber da konnten wir endlich relaxen. Also auch ok. Silberhochzeit war sehr emotional und klasse. Treffen mit Wiebke und Konrad eine tolle Zugabe. Alles war bestens.
Aber...  trotz aller guten Vorsätze sind wir wieder viel zuviel gefahren, und nach 2 Wochen (das kennen wir ja eigentlich schon von uns) wirds Zeit für die Heimfahrt.
Außerdem: 
Wir brauchen im Herbst Stromanschluss unterwegs, fürs Unterhaltungsmedium. Denn gemeinsam Fernsehen ist auch mal nett, weils daheim sowas nicht gibt.
Mehr als 4 Stunden Fahrt am Tag sind stressig.
Wandern ist besser als Kilometerschrubben, und darf auch mal 6 Stunden dauern.
Wir ärgern uns über 30 € teure Übernachtungsplätze, die wir nicht wirklich brauchen.
Und wir ärgern uns über total überteuerte Grundnahrungsmittel in Campingplatznähe.
Wir ärgern uns, wenns Abendessen 50 € kostet und ich es genau so gut und viel billiger hätte machen können. Wobei ich sagen muss, dass Spezialitäten ruhig teurer sein können, aber kaum angeboten werden (ich hätte für Steinpilze mit Specksemmelknödel jeden Preis bezahlt, denn in Südtirol wächst beides, und ich lechzte danach).
Demnächst gibts 2 Wochen Berge und Seen, also Österreich oder Südtirol, und zwei Wochen Ostsee und flaches Land (kann aber auch Holland sein). Und haut mir auf die Backe, wenn ich wieder von Ungarn träume, denn Thermen gibts bei uns auch.
Hitze und Meer brauchen wir nicht wirklich länger als 2-3 Tage, und dafür ist die Anreise zu weit. Auch die "fremden Länder" sind eigentlich abgehakt und gesehen.